Die intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK) ist für viele Betroffene ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Gute Hygiene ist dabei essenziell, damit der Ablauf sicher, einfach und möglichst frei von Komplikationen bleibt. Dieser Ratgeber beantwortet häufige Anwenderfragen, gibt praktische Tipps und stellt bewährte Hilfsmittel vor.
Worauf muss ich bei der Hygiene wirklich achten?
Warum ist Hygiene so wichtig? Bei jeder Katheterisierung können Keime in die Harnröhre oder Blase gelangen und Infektionen verursachen. Wer konsequent auf saubere Bedingungen achtet, kann das Risiko erheblich senken.
Was sollte ich konkret tun?
- Hände waschen und desinfizieren – vor UND nach dem Katheterisieren!
- Intimbereich reinigen: Am besten mit milden, antimikrobiellen Lösungen, die speziell für die Harnröhrenpflege entwickelt sind. Sie reduzieren Keime dort, wo sie am gefährlichsten sein können.
- Sterile Hilfsmittel verwenden
- Kompressen (aus Mull/Vlies) zum Trocknen und zur sanften Reinigung
Tipp: Legen Sie sich alles Benötigte bereit, bevor Sie beginnen. So vermeiden Sie hektische Handgriffe und Querkontaminationen.
Welche Hilfsmittel verhindern Infektionen am besten?
Einmalhandschuhe – Ja oder nein? Sterile Einmalhandschuhe bieten einen wirksamen Schutz: Sie verhindern direkten Kontakt zwischen Hand und Schleimhaut/Katheter. Gerade bei empfindlicher oder verletzter Haut sind sie unverzichtbar.
Was bringt eine Führungshilfe?Führungshilfen (Applikationshilfen) erleichtern das Einführen des Katheters, besonders für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit oder Motorik. Sie reduzieren das Risiko, Keime zu verschleppen, und sorgen für mehr Sicherheit.
Wie mache ich mir den Alltag leichter?
Welche praktischen Tipps gibt es für den Alltag?
- Kleiderbügel als „dritte Hand“: Hängt z. B. Hosenbein oder Kleidungsstücke aus dem Arbeitsbereich.
- Beinspiegel: Besonders für Frauen hilfreich. Spezielle Spiegel, oft mit Vergrößerung und Licht, ermöglichen präzises Arbeiten auch ohne Hilfe von außen.
- Bettunterlage: Verhindert Flecken und erleichtert die Reinigung, wenn Sie die Katheterisierung im Liegen durchführen.
Was sollte ich an Kleidung beachten? Sei mit Wechselkleidung bereit, falls beim Katheterisieren doch mal etwas daneben geht.
Wie entsorge ich gebrauchte Materialien hygienisch?
Was muss ich beachten?
- Handschuhe, Kompressen und gebrauchte Katheter gehören in einen kleinen Beutel und dann in den Restmüll.
- Urinauffangbeutel sind praktisch für unterwegs – sie lassen sich diskret verschließen und sicher entsorgen.
Extra-Tipp: Gute Vorbereitung verhindert unangenehme Überraschungen, zum Beispiel Gerüche oder Verschmutzungen.
Was kann ich tun, wenn unterwegs kein WC erreichbar ist?
Lösung: Verwenden Sie Urinauffangbeutel, die sich sicher verschließen lassen.
Wie gehe ich mit Unsicherheiten um?
Viele Betroffene fragen:
- „Was ist, wenn ich einen Fehler mache?“→ Bleiben Sie ruhig und fangen Sie Schritt-für-Schritt von vorn an. Es ist normal, anfangs unsicher zu sein – Übung macht den Ablauf leichter.
- „Ab wann muss ich zum Arzt?“→ Bei Schmerzen, Brennen beim Wasserlassen, Fieber oder auffälligem Urin (trüb, riechend, blutig), sollten Sie ärztlichen Rat einholen.
- „Muss ich jedes Mal ein neues Hilfsmittel verwenden?“→ Ja, Katheter, Flüssigkeiten, Kompressen oder Handschuhe sollten immer neu und steril verwendet werden.
Sicher, sauber, selbstbestimmt
Mit sorgfältiger Vorbereitung, den richtigen Materialien und diesen Hygiene-Tipps meistern Sie die ISK sicher und komfortabel – zu Hause und unterwegs. Legen Sie Wert auf Sauberkeit, üben Sie alle Schritte in Ruhe und nutzen Sie praktische Helfer, damit der Alltag trotz Katheter einfach gelingt!
Häufige Fehler bei der Katheterisierung – und wie Sie sie vermeiden
Unzureichende Hand- und Intimhygiene
Problem: Zu wenig oder kein Händewaschen erhöht das Infektionsrisiko.
Lösung: Hände vor und nach dem Katheterisieren gründlich mit Wasser und Seife waschen, anschließend desinfizieren. Intimbereich sorgfältig mit sterilen Kompressen reinigen.
Nicht-sterile Hilfsmittel
Problem: Reinigungsutensilien, Kompressen oder Hände sind nicht steril.
Lösung: Immer sterile Materialien und Katheter verwenden. Alles vor der Anwendung bereitlegen und Kontamination vermeiden.
Reibung und Verletzungen
Problem: Katheter wird zu schnell oder mit zu viel Druck eingeführt.
Lösung: Sanft und langsam einführen, niemals Gewalt anwenden.
Falsch eingeführt
Problem: Katheter erreicht die Blase nicht richtig oder wird zu tief eingeführt.
Lösung: Unter Anleitung üben, Länge beachten und sanft führen, bis Urin fließt.
Zu frühes Entfernen
Problem: Restharn bleibt, Infektionsgefahr steigt.
Lösung: Warten, bis der Urinstrahl versiegt ist, Katheter langsam entfernen und kurz auf Nachfluss achten.
Unsachgemäße Entsorgung
Problem: Materialien werden offen entsorgt, Infektion und Geruch entstehen.
Lösung: Verschließbare Hygienebeutel nutzen und alles direkt entsorgen.
Keine Reserve dabei
Problem: Kein Ersatzkatheter/Handschuhe bei Beschädigung oder Kontamination dabei.
Lösung: Immer Ersatzkatheter und Handschuhe in sauberem Beutel mitnehmen.
Warnsignale werden ignoriert
Problem: Infektionszeichen wie trüber Urin, Schmerzen, Fieber werden nicht erkannt.
Lösung: Symptome ernst nehmen, bei Verdacht sofort eine Fachkraft aufsuchen.
Mit diesen Tipps lassen sich typische Fehler bei der ISK leicht vermeiden. Übung, gute Vorbereitung und das Wissen um die richtigen Lösungen erhöhen die Sicherheit und sorgen für einen möglichst entspannten Umgang mit der Katheterisierung.