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Wohin bewegt sich unser Pflegeverständnis?!

21 Mär 2007 13:01 #11 von matti
Hallo Struppi,

deine Nachricht ist traurig.

Das allgemeine Pflegeverständsnis ist ja ein gesamt gesellschaftliches Problem. Die meisten Menschen wollen alt werden, es aber dann nicht sein.

In den Diskussionen kommt mir eine Sache allerdings meist zu kurz. Es gibt tausende von Menschen, welche nicht aus Altersgründen auf Pflege und Hilfe angewiesen sind, sondern aufgrund ihrer Krankheit/Behinderung, und dies schon in sehr jungen Jahren.

Hier sind wir eigentlich wieder bei der Frage, wann ist ein Leben lebenswert ist, oder wann hält die Gesellschaft ein Leben für nicht mehr lebenswert?

Ich meine, dass ich diese Frage aufgrund meiner eigenen Situation zumindest für mich ganz gut beantworten kann. Ich empfinde mein Leben als lebenswert, mit all seinen Problemen. Und ich bin ständig auf die Hilfe anderer angewiesen.

Das es sich niemand wünscht, sich den Hintern von anderen abwischen zu lassen, ist verständlich. Aber definieren wir so den Begriff Lebensqualität?

Eine wirklich spannende Diskussion, mit hoffentlich noch vielen Beiträgen.

Gruß

Matti

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21 Mär 2007 14:19 #12 von Jens Schriever ✝
Hallo Struppi
Hallo Matti

Struppi es tut mir sehr leid, dass er es nicht geschafft hat. Ich hoffe das dass mit dem Einzelzimmer doch noch klappt.

Matti deine Frage nach Lebensqualität muss jeder für sich entscheiden denke ich. Bis vor kurzen konnte ich mir ein Leben im Rollstuhl noch nicht vorstellen. Das ich mein ganzes Leben umstellen müsse, kam für mich auch nicht in frage. Jetzt wo ich es muss, ist dieses gar nicht so schwer, und ich lebe gerne auch mit der Behinderung. Ein Außenstehenden kann gar nicht beurteilen was für einen Behinderten oder schwer Kranken Lebensqualität ist. Ich möchte nicht Beurteilen was Lebensqualität ist und was nicht.

Gruß Jens
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21 Mär 2007 17:43 #13 von matti
Hallo Jens,

du hast mit deiner Aussage völlig recht!

Sich vorzustellen wie es ist auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein und die Realität, welche einen schneller einholen kann als man vermutet, ist ein ganz großer Unterschied.

Was einem heute als nicht lebenswert erscheinen mag kann schon morgen das Leben sein was man führt. Und eines weiß ich aus unzähligen Gespröchen mit alten, kranken und behinderten menschen: Der Wille zum Leben, erlischt nicht so einfach. Der Überlebenswille ist einer der stärksten Instinkte des Menschen. Und genau deshalb wollen ganz viele Menschen ihrem Leben eben kein Ende setzen, wenn sie sich in einer Situation befinden, die für viele aus heutiger Sicht völlig unvorstellbar ist.

Gruß

Matti

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21 Mär 2007 23:20 #14 von eckhard11 ✝
Hallo, Leute,

nicht die Frage, aber die Antworten nach dem Begriff “Lebensqualität” können nur akademisch sein.
Schon der Begriff “Lebensqualität” ist sehr schwer zu definieren.

Zu unterschiedlich sind nicht nur die Meinungen, sondern noch mehr die Voraussetzungen und Wünsche.

Ich erinnere mich an Matti´s Stolz, als er einen neuen Rollstuhl bekam. ( Mein neuer Rollstuhl )
Dieser Rollstuhl hat Matti´s Lebensqualität sicherlich nicht unwesentlich gesteigert.

Mir würde ein solcher Rollstuhl ganz sicher nicht meine Lebensqualität steigern.
( Zumindestens in meinem momentanen Zustand nicht..... )
Da käme mir einen Ferrari oder eine Jacht viel eher zupass.

Mit diesem Beispiel will ich nur aufzeigen, wie unterschiedlich dieser Begriff ausgelegt werden kann.

Und bitte unterscheidet in einer solchen Diskussion die Begriffe “Lebensqualität” und “lebenswert”
Es ist nun einmal menschlich, daß der eine, trotz einer sehr hohen Lebensqualität, die ihm zur Verfügung steht,
das Leben nicht mehr als lebenswert empfindet,
während der andere trotz widrigster Umstände sein Leben immer noch als ausgesprochen lebenswert ansieht.
Ergo müssen “Lebensqualität” und “lebenswert” keineswegs immer in einem kausalen Zusammenhang stehen.

Ich lege mich jetzt in mein lebensqualitativ hochwertiges Bett :sleep:
Eckhard
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22 Mär 2007 00:02 #15 von Struppi
Hallo!

Was ist Lebensqualität, was bedeutet sie für einen behinderten Menschen?

Ich habe mal - von einem Tetraplegiker - einen Spruch gehört, der mir gut im Gedächtnis geblieben ist, und den ich an dieser Stelle gerne wiedergeben möchte:

Ein Tetraplegiker wünscht sich nichts mehr, als wieder seine Hände gebrauche zu können;
ein Paraplegiker, wieder laufen zu können;
und ein gesunder Mensch möchte aussehen wie Prad Pitt oder Angelina Jolie.


Ich war damals 20 Jahre alt, als mein bisheriges Leben aufhörte und ich ein anderes anfangen musste; ich war jung, dumm und arrogant genug um mit voller Inbrunst daran zu glauben, dass Alter, Krankheit oder Behinderung mich nie treffen würden. Das passiert immer nur anderen, nie einem selbst. Im Dezember 1997 ging ich mit Rückenschmerzen zum Arzt, im Februar 1998 war ich querschnittgelähmt und saß kahl als "präfinaler" Patient zwischen den anderen Krebspatienten (Krebs betrifft ja auch immer nur andere, nie einen selbst) und wartete auf meine Chemo.

Habe ich mir im Alter von 20 Jahren vorstellen können, dass mal jemand kommen muss, damit ich aus oder ins Bett kommen kann, dass ich Duschen oder mich im Bett umdrehen kann? Nie und nimmer! Hätte ich das für mich anstelle eines Freitodes in Betracht gezogen... auch hier die Antwort: Nein! Ich hätte voller Überzeugung gesagt, dass ich lieber sterben würde als von Menschen abhängig zu sein.

Wie sehe ich das heute, im zehnten Jahr nach der Diagnose und im neunten Jahr, in welchem ich gelähmt bin? Ich lebe gerne, im Grunde machte mich der Krebs - und die Tatsache, dass ich überleben durfte - zu einem neuen Menschen, der nichts mehr mit dem Idioten zu tun hat, der ich einmal war. Ich bin ruhiger geworden, gelassener. Ich betrachte jeden Tag als neue Herausforderung, nicht als "Aneinanderreihung von Demütigungen" (so bezeichnete es ein - ehemaliger - Bekannter von mir als er eine Antwort auf die Frage erhielt, wie mein Tag aussieht, und wie viel Hilfe ich brauche).

Ich pflege einen guten Kontakt zu den Mitarbeitern meines Pflegedienstes, ich mag sie und habe das Gefühl, auch von ihnen gemocht zu werden. Der Umgang miteinander ist kameradschaftlich, ich habe keine Probleme damit, mir von ihnen auch bei intimsten Dingen des alltäglichen Lebens helfen zu lassen. - Diese Menschen ermöglichen es mir, ein selbstbestimmtes Leben - u.a. in meiner Wohnung und nicht in einem Heim oder sonstiger Institution - zu führen.

Es ist ein "anderes", ein neues Leben, dass ich jetzt seit über neun Jahren führe. Ein Leben, dass ich mir als nicht behinderter Mensch nie vorstellen mochte, und dass ich jetzt um so mehr zu schätzen weiß und liebe.

Ich möchte damit nicht sagen, dass es nicht auch Tage gibt, wo ich einfach nur frustriert und wütend bin, wo mich alles nervt. Aber ich denke, dass geht allen Menschen so, ich bin da keine Ausnahme.

So viel also erstmal zu mir.

Grüße an alle!

Struppi
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22 Mär 2007 00:57 #16 von matti
Hallo Struppi,

bislang habe ich immer gedacht das ich nur zwei Schwestern habe. Ich denke, ich muss mich aber noch einmal mit meinen Eltern unterhalten.

Sie müssen mir meinen Bruder unterschlagen haben! Ich habe deinen Beitrag bestimmt fünf mal gelesen. Was ich gelesen habe ist in ganz großen Teilen mein Leben, meine Sicht.- und Denkweise.

Du bist für das Forum, aber auch ganz speziell für mich eine Bereicherung. Bleib uns gewogen.

Gruß

Matti
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22 Mär 2007 13:55 #17 von Struppi
Hallo Matti,

vielen Dank für so viel Lob! Im Gegenzug muss ich sagen, dass auch ich mich immer freue, wenn Du auf einen Beitrag antwortest. Deine Antworten sind (auch fachlich) immer sehr gut und ich lese sie sehr gerne - ohne hier "bauchpinseln" zu wollen.


In diesem Sinne: Auf Brüderschaft im Geiste!!! :D

Grüße

Hannes

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22 Mär 2007 19:21 #18 von Günni
Hallo Hannes, Matti,

also ihr beiden habt euch gesucht und gefunden. Es wird bestimmt noch viele interessante Themen von euch beiden geben. Schön das uns Hannes gefunden hat! Ich lese es auch gerne. Auf auf, weiter gehts!!

:wink:

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