Hallo zusammen,
wie schon angekündigt wollte ich meine Geschichte hier ausführlich erzählen.
Mir wurde beim Kaiserschnitt versehentlich auch die Blase aufgeschnitten, und zwar an der Rückseite. Die Verletzung war ungefähr 6 cm lang. Leider ist sie nicht sofort bemerkt worden, deshalb wurde ich erst ein paar Tage später noch einmal operiert. Dafür musste noch ein kleiner Schnitt an der Vorderseite gemacht werden. Danach wurde ein paar Tage lang der Urin direkt aus den Nieren abgeleitet, um der Blase Zeit zum Heilen zu geben. Nachdem diese Schläuche entfernt wurden, bekam ich noch eine Zeitlang einen Dauerkatheter mit Beinbeutel. Nach fünf Wochen hieß es, die verletzte Stelle sei wieder dicht und der Katheter konnte entfernt werden.
Der einzige Hinweis, den ich bei der Entlassung bekam, war: "Wenn sie müssen, dann rennen Sie!"
Die Probleme fingen fast sofort an. Ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette; wenn ich mein Kind hochheben wollte, trat Urin aus, und sogar im Liegen lief die Blase über, wenn sie voll war.
Das Blasenvolumen betrug zu diesem Zeitpunkt ca. 120 ml.
Ich fragte im Krankenhaus nach, wieso ich diese Probleme hätte, und bekam zur Antwort, dass die Blase verkleinert sei, durch das Nähen und die lange Katheterisierung. Ich solle die Blase trainieren und mir vom Gyn Beckenbodengymnastik verschreiben lassen. Medikamente zur Entspannung der Blasenmuskulatur könnten helfen, vertragen sich aber nicht mit dem Stillen, das kam also nicht in Frage.
Man sagte mir, in ca. 6 Monaten wäre alles wieder beim Alten.
Mit viel Aufwand bekam ich Beckenbodengymnastik verschrieben. Das half nicht wirklich, aber ich hatte das Gefühl, etwas zu tun. Nach 6 Monaten musste ich stündlich zur Toilette, auch nachts. Das Blasenvolumen lag bei 150 ml. Versuchte ich, den Harndrang eine Weile auszuhalten, entleerte sich die Blase einfach von allein.
Durch einen Zufall traf ich jemanden, der mir ein Elektrostimulationsgerät empfahl. Mein Hausarzt hatte Mitleid und gab mir die Verschreibung.
Durch das Gerät trat fast sofort eine Veränderung ein. Statt stündlich oder sogar in noch kürzeren Abständen zu müssen, konnte ich nun manchmal sogar zwei Stunden ohne Toilette auskommen. Leider macht Stress den Effekt an manchen Tagen zunichte, was mich noch mehr stresst. Ein echter Teufelskreis.
Im Moment sieht es so aus, dass ich einerseits manchmal starken Harndrang verspüre, obwohl die Blase fast leer ist (60 ml oder weniger). Andererseits läuft die Blase einfach über, wenn sie voll ist, ohne dass ich die Füllung merke. D.h. beim entspannten Stehen, Sitzen und sogar im Liegen merke ich plötzlich, wie der Urin zu fließen beginnt und schaffe es dann nicht immer rechtzeitig bis ins Bad.
Nachts verzweifle ich oft, wenn ich schon wieder rennen muss, während mein Kind weint. Oder wenn ich es schon wieder mit der Klospülung wecke. Manchmal bin ich innerhalb einer Stunde zwei- oder dreimal wach, wenn Kind und Blase sich abwechseln. Ein Blasentraining ist meist gar nicht möglich, weil ich ein Auslaufen nicht gebrauchen kann, wenn mein Kind fast schläft, oder gerade isst, oder wir Spazieren gehen wollen. Also gehe ich wieder zur Toilette, obwohl die Blase noch gar nicht voll ist, damit ich danach eine längere Zeit für mein Kind habe. Mir ist bewusst, dass das nicht gut ist, aber es geht einfach oft nicht anders.
Seit einer Woche nehme ich ein Kürbiskernprodukt ein. Vielleicht nützt es ja etwas... - stärkere Medikamente kann ich wegen des Stillens nicht einnehmen. Und Stillen ist wichtiger. Medikamente gibt's hinterher immer noch, aber die Zeit mit meinem Kind kommt nicht wieder.
Ansonsten denke ich, darf ich mich nicht so sehr davon stressen lassen. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Vielleicht hilft es ja, darüber zu reden und mich nicht mehr so allein damit zu fühlen.
Jedenfalls wäre ich froh, wenn noch jemand einen Vorschlag hätte, was ich noch ausprobieren kann. Geplant ist, dass ich mir einen neuen Urologen suche, diesmal außerhalb des Krankenhauses. Das könnte auch Verschreibungen einfacher machen, weil ich dann nicht vom Gyn abhängig wäre. Vielleicht kann jemand einen guten Arzt im Ruhrgebiet empfehlen?
Ganz schön lang geworden. Wer bis hierhin durchgehalten hat: danke für's Zulesen.
Viele Grüße,
Shaya