Inkontinenz Forum

Erfahrungsaustausch ✓ | Interessenvertretung ✓ | Information ✓ | Beratung ✓ ► Austausch im Inkontinenz Forum.

Neueste Forenbeiträge

Mehr »

Login

Registrierung

Noch kein Benutzerkonto? Jetzt kostenfrei registrieren

(Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern)

 

Irrigation

15 Apr 2006 19:50 #1 von Jens Schriever ✝
Hallo alle Mitleidende

Da ich außer Harn auch Stuhlinkontinent bin, mache ich täglich die Irrigation.
Die Irrigation ist eine Art Darmspülung. Es gibt bei der Irrigation 2 Systeme.
Das eine ist ein Schwerkraftsystem (Beutel mit Rektalkatheter der erhöht aufgehängt wird) und das zweite was ich benutze eine Irrigations Pumpe. Die Irrigations Pumpe hat einen Wasserbehälter der 2 Liter fasst und wird über Batterie betrieben. Den Wasserdruck wird über einen Drehknopf geregelt. Die Irrigation selber geht folgendermaßen: Pumpe mit lauwarmen Wasser befüllen. Schlauch mit Rektalkatheter und Konus anschließen. Katheter bis zum Konus einführen, und Drehknopf betätigen um den Wasserdruck zu regeln. Es sollten mindestens 3-4 Spüldurchgänge sein, wobei min.500-750 ml Wasser je Durchgang sein sollte.
Das Wasser sollte etwa 1-3 Min im Darm gehalten werden und dann das Wasser rauspressen.
Nach jedem Durchgang warten bis das ganze Wasser wieder raus ist ca. 10 Min. danach wieder von neuen anfangen. Durch das Wasser und den Druck wird der Darm angereizt und er entleert sich. Die Irrigation ist Nebenwirkungsfrei, sollte aber nicht bei chronischen Durchfällen, nervösen Darm und bei Herz-Kreislauferkrankungen angewandt werden.
Zu empfehlen ist die Irrigation bei: Querschnittslähmung, Spina bifida, Multiple Sklerose, Verstopfung und Schlißmuskelschwäche. Die Irrigations Pumpe ist ein Hilfsmittel und kann vom Arzt verordnet werden und wird von der Kasse bezahlt.
Für mich ist die Irrigation das sicherste, da der Darm leer ist kann auch nichts raus kommen.
Natürlich ist auch sie nicht 100% und es kommt auch so mal zu Unfällen, aber die sind recht selten. Wer ganz sicher gehen will, kann zusätzlich noch Analtampons verwenden.
Sind hier noch mehrere die die Irrigation durchführen?

Gruß Jens

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

17 Jul 2008 18:39 #2 von Konny
Hallo.

Mir wurde es heute "beigebracht", noch weiß ich nicht, ob es für mein Problem das Richtige ist, aber probieren muß ich es wohl.

Ich habe das Peristeen-System von Coloplast.

Grüße
Konny :)

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

17 Jul 2008 19:50 #3 von Struppi
Hallo Konny,

schön, mal wieder etwas von Dir zu hören.

Was die Irrigation angeht... ich kann Dir nur sagen: Sieh' es nicht als "muß" sondern als eine gute Chance, die Stuhlinko in den Griff zu bekommen.

Ich hatte schon mal in einem anderen Beitrag geschrieben, dass ich ebenfalls qs-gelähmt bin und durch die Irrigation ein großes Maß ein Freiheit wiedergewonnen habe!

Laß´ Dir die Zeit, die es braucht, bis Dein Darm sich daran gewöhnt hat. Das kann schon mal gut und gerne 14 Tage bis 3 Wochen in Anspruch nehmen. Dabei solltest Du versuchen, den Toilettengang auf die Zeit zu verlegen, zu der Du zu gesunden Tagen die Toilette aufgesucht hast (ist meine persönliche Erfahrung, die meisten Therapeuten raten zu morgendlichem Abführen).

Mal abgesehen von den rein medizinischen Gründen habe ich es als große Erleichterung empfunden, meinen Körper wieder beeinflussen zu können - war und ist sehr gut fürs Ego.

Bleib' dran und gib nicht gleich auf, es dauert ein Weilchen...

Grüße

Struppi

P.S.
Benutze auch die Pumpe von Coloplast und bin hochzufrieden!

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

18 Jul 2008 09:09 #4 von Chris08
Hallo Konny,

auch ich benutze das Coloplast System und habe nach größten Anfangsschwierigkeiten und einer längeren Unterbrechung das dann doch als die beste Methode für mich entdeckt, die Stuhlinko so in den Griff zu bekommen, dass es nur noch ganz selten zu Unfällen kommt.

Wie das - zum einen Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Du brauchst für die Irrigation selbst zu Beginn ca. 45 min bis 1 Std., das wird dann schneller, kann aber immer wieder mal so lange dauern.
Dann dauert es, bis sich dein Körper an die Regelmäßigkeit gewöhnt hat und darauf eingestellt ist, sich zur gleichen Zeit zu entleeren. Das kann wunderbar durch Akupunktur unterstützt werden - wie auch immer - ich habe damit einen 24 Std. Rythmus "einstellen" können.
Wenn du zu Beginn der Umstellung kurz nach der Irrigation Unfälle mit sehr weichem Stuhl hast - lass dich nicht entmutigen - der Darm braucht eine ganze Zeit, bis die Spülungen nicht mehr dafür sorgen, dass es von weiter innen "nachrutscht". Ich habe deshalb für gut ein Jahr ausgesetzt und dann erst wieder angefangen und bin nun sehr zufrieden. Du musst auch erst lernen den Druck im System so einzustellen, dass das Wasser genau weit genug aufsteigt um zum einen die Entleerung einzuleiten, genug zu entleeren, aber nicht zu weit, dass die Peristaltik nicht zu sehr angeregt wird. Es sollen ja keine hohen Einläufe sein.

Grundsätzlich - versuche in deinen Körper zu "horchen", er sagt dir, was gut ist.

Machs gut

Chris

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

18 Jul 2008 10:57 #5 von Konny
Hallo Struppi, hallo Chris.

Ich hatte mich nach wenigen Postings zurückgezogen, weil ich (auch wenn ich es nicht offen zugegeben habe) mir lange erfolgreich vorgemacht habe, daß die kaputten Nerven schon wieder nachwachsen und meine Lähmungen dann weg wären.

Ich glaube, ich werde mir die nächsten Tage noch öfters Eure Ermutigung (nicht aufgeben und durchhalten) durchlesen. Das Kathetern zu erlernen war in der Tat einfacher und brachte unmittelbar eine Verbesserung meiner Lebensqualität.
Bei der Irrigation braucht es ganz offensichtlich ein hohes Maß an Gewöhnung.
Zeitgleich verabschiede ich mich von der Hoffnung, wieder gesund zu werden und das ist recht emotional. Mir geht soviel im Kopf rum und ich kann es nicht in Worte fassen.

Danke für Eure Worte.

Liebe Grüße
Konny

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

18 Jul 2008 16:37 #6 von Struppi
Hallo Konny,

ich kann gut nachempfinden, wie es Dir gerade geht - und das ist nicht einfach so dahin gesagt oder "gefloskelt"... als ich vor über 10 Jahren im Rollstuhl gelandet bin, dachte ich auch, die Erde würde aufhören sich zu drehen. Hat sie aber nicht :wink: , und das Leben ist (eine ganze Weile neben mir her) weitergegangen, als sei nichts passiert.

Du wirst auch in Zukunft immer mal wieder Momente haben, wo Du frustriert, deprimiert und/oder wütend bist. Aber ganz langsam und ohne dass Du es richtig bemerkst, wird der Rollstuhl ein Teil von Dir; einfach die logische Verlängerung des Hinterns, Deine Arme werden Deine Beine. Meinen Rolli betrachte ich inzwischen weniger als den Stuhl mit Rädern, der er ja ist, sondern vielmehr als eine Art "Kleidungsstück", den ich so selbstverständlich "anziehe" wie meinen Pullover.

Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst - und achte auch nicht auf Bemerkungen, wie z.B.: "Jetzt nimm Dich aber mal zusammen!" oder (auch sehr schön und oft gehört) "Das Leben geht weiter!" Jeder Mensch geht mit einer solchen Lebensveränderung anders um und braucht mehr oder weniger Zeit.

Wenn Du Fragen hast oder an sonstigem Erfahrungsaustausch interessiert bist, stehe ich gerne zur Verfügung.

Grüße

Hannes

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

18 Jul 2008 17:08 #7 von Konny
Hallo Hannes.

:oops: :oops: Oh je, da muß ich ganz schnell einen Irtum aufklären: Ich sitze nicht im Rollstuhl, ich bin nur inkomplett querschnittsgelähmt. Daß ich noch laufen kann (und das sogar mittlerweile wieder ganz gut), verdanke ich einem Neurochirurgen aus Murnau, der im September 2006 versucht hat den Murks, den zwei Kollegen verursacht haben, zu "flicken".

Aber es stimmt, im Moment ist es recht deprimierend, wobei ich eigentlich sicher war, ich hätte mich schon mit der Situation abgefunden. Was mich ganz unglaublich nervt, sind Bemerkungen wie "Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben" und ähnliches.

Liebe Grüße
Konny

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

19 Jul 2008 11:40 #8 von Struppi
Hallo Konny,

ist doch super, dass Du keine Rolli brauchst und sogar wieder gehen kannst - ich freue mich jedenfalls für Dich, dass es noch mal so "glimpflich" ausgegangen ist oder besser formuliert, dass der Rollstuhl Dir erspart geblieben ist. Wahr wohl eher mein Irrtum, dass ich davon ausgegangen bin, du wärst auch im Rolli...

Machst Du eigentlich wegen dem "Murks" etwas bzw. hast Du einen Rechtsstreit am laufen?

Was die deprimierten Momente angeht... das wird mit der Zeit weniger und hört auch irgendwann ganz auf. Was dieses "sich damit abfinden" angeht, so hat mir ein Doc mal einen guten Spruch dazu gesagt: "Seien Sie doch froh, dass Sie sich nicht damit abfinden können - dass bedeutet, dass Sie etwas an Ihrer Situation ändern wollen. Sich damit abzufinden, bedeutet, still zu stehen." Ist schon lange her, aber war wirklich der einzige "Spruch", der mir geholfen hat...

Aber die Sprüche einiger Leute können echt nerven. Im Grunde sollte man die häufigsten Sprüche und "Anregungen" aufschreiben und eine Strichliste führen, die man nach einer Woche statistisch auswerten kann... :lol:

Grüße

Hannes

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

19 Jul 2008 12:06 #9 von Konny
Hallo Hannes.

Ja ich bin bei einer Rechtsanwältin (die auch promovierte Ärztin ist), sie hat vor vier Wochen einen Arztkollegen mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt.

Damit werden dann die Haftpflichtversicherung der beiden damals operierenden Ärzte (oder auch die der Klinik, das weiß ich grad gar nicht so genau) konfrontieren.
Ich bin schon recht nervös deshalb.

Grüße
Konny

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

21 Jul 2008 12:24 #10 von Chris08
Hallo Konny,

schön, dass du hier so aktiv bist - es bereichert das Forum.

Auch ich habe einen Rechtsstreit laufen - nicht wg. Kunstfehler, sondern wg. Nichtleistenwollen meiner Unfallversicherung!!!

Das geht jetzt schon seit 2003/04, mit der gegnerischen Haftpflicht hatte ich mich zwischen zeitig verglichen. Mittlerweile habe ich das 5. Gutachten hinter mir. Wichtig ist, dass die Gutachten so angefertigt werden, dass sie im Rechtsstreit vom Gericht anerkannt werden, sonst sind sie wertlos - außer Spesen nix gewesen und der Gutachter ist "verschlissen" - und Du solltest bei den vom Gericht beauftragten Gutachtern sehr sorgfältig hinterfragen, ob der etwas mit einer Versicherung zu tun hat - aus leidvoller eigener Erfahrung!!!

In meinem Fall ist auffällig, dass ALLE direkt oder indirekt über die Versicherung beauftragten Gutachter zwar etwas gefunden haben, aber im Ergebnis zum Schluß kommen, dass da doch nichts ist, was auf den Unfall kausal zurück geht - ALLES ein unglücklicher Zufall - HaHa. Erst ein von mir über einen anderen Gutachter vorgeschlagener Arzt, der im Vorfeld schon mal befragt wurde, kommt zu einem anderen Ergebnis - mit handfesten medizinischen Belegen!! so dass ich nun nach etlichen 10.000€ für Gutachten und Gericht und Anwälte hoffen kann endlich ordentlich entschädigt zu werden.

Also gilt auch dabei - Geduld Geduld und nochmals Geduld. Das verbunden mit kritischem Hinterfragen der eigenen Situation hilft auch den Alltag besser zu bewältigen. Nicht zu vergessen - richte dich auf größere Summen ein, mit denen du bei dem Rechtsstreit in Vorlage gehen musst, auch mit einer Rechtsschutzversicherung, die da gar nicht gern heran wollen.

Noch ein Satz zur Irrigation - die hilft nicht wirklich gegen das Gefühl des Stuhldrucks (ich hab das eh nicht mehr), nur es ist sehr sicher, dass halt nichts kommt. Ich denke aber, dass dir Akupunktur helfen könnte, die geschädigten Nerven wieder in die "richtigen Bahnen" zu lenken.

Machs gut

Chris

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: MichaelDah
Ladezeit der Seite: 0.197 Sekunden

Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

Die Inkontinenz Selbsthilfe e.V. ist ein gemeinsames Anliegen vieler Menschen. Der Verein versteht sich als ein offenes Angebot. Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Den Verein bewegt, was auch seine Mitglieder antreibt: Wir möchten aktiv zur Verbesserung der krankheitsbedingten Lebensumstände beitragen.

 

Impressum        Kontakt       Datenschutzerklärung

 

 

 

Spendenkonto:
Volksbank Mittelhessen eG
Inkontinenz Selbsthilfe e.V.
IBAN: DE30 5139 0000 0046 2244 00
BIC: VBMHDE5FXXX

Besucher: Sie sind nicht allein!

Heute 1088

Gestern 2534

Monat 60001

Insgesamt 9939900

Aktuell sind 122 Gäste und 2 Mitglieder online

Alle Bereiche sind kostenfrei, vertraulich und unverbindlich. Wenn Du erstmalig eine Frage im Forum stellen möchtest oder auf einen Beitrag antworten willst, ist es erforderlich sich sich zuvor zu registrieren. Bitte sei bei der Auswahl deines Benutzernamens etwas einfallsreich. Häufig verwendete Vornamen sind normalerweise schon vergeben und jeder Name kann nur einmal vergeben werden. Achte auf korrekte Eingaben bei Passwort, Passwortwiederholung und existierender Mailadresse! (Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern!)

Jetzt kostenfrei registrieren

Anmelden