Inkontinenz Forum

Erfahrungsaustausch ✓ | Interessenvertretung ✓ | Information ✓ | Beratung ✓ ► Austausch im Inkontinenz Forum.

Neueste Forenbeiträge

Mehr »

Login

Registrierung

Noch kein Benutzerkonto? Jetzt kostenfrei registrieren

(Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern)

 

Sakralnervenstimulation: Wer kann mir berichten?

09 Nov 2008 10:05 #11 von kathrin07
Hallo Klara,

früher soll es wohl ab und an zum Auslösen der Diebstahlsicherungen an Kaufhäusern gekommen sein- das löst den Alarm an den Türen aus.
Ist heute aber nicht mehr so, zumindest ist es mir noch nicht passiert.

Bestimmte Röntgenuntersuchungen dürfen nicht mehr gemacht werden-z. B MRT- und auch bestimmte therapeutische Bestrahlungen -Magnetfeld und Elektrotherapie.

Vor einer Operation muss der Schrittmacher ausgestellt werden, da heute die Skalpelle mit Strom zur Verödung arbeiten, dass kann zu einem Kurzschluß führen.

Sonst fällt mir nichts mehr ein.

Vielleicht gehst du mal auf die Homepage der Firma Medtronic, vielleicht haben die auch eine E-Mail Adresse und dort kannst du bestimmt fachlichen Rat erhalten.

Frage doch auch mal den Doc. Schacht , eventuell kann er mal einiges hier ins Forum stelleln, interesiert bestimmt noch mehr von uns.

Kathrin

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

09 Nov 2008 22:54 #12 von Chris08
Hallo Klara, hallo "Rest",

was das OP Risiko angeht, scheinen sehr unterschiedliche "Versionen" im Umlauf zu sein. Ich kann nicht aus eigener Anschauung sprechen, habe mich aber in der nahen Vergangenheit sehr intensiv damit auseinandersetzen können, da in meiner Arbeitsstätte, einer großen Klinik im Norden, eine Vortragsreihe unter Anderen dazu veranstaltet wurde.

Klar ist, dass die Stellung der Indikation bei einem Querschnitt erheblich schwieriger und aufwendiger ist, da die Mitarbeit des Patienten ja nur selten noch gegeben ist. In Einzelfällen kann das sicher schnell gemacht werden, aber je sorgfältiger hier gearbeitet wird, um so besser kann der spätere Erfolg abgeschätzt werden. Messungen geben leider nur unzureichende Hinweise, daher ist die Beobachtung ein wichtiges Kriterium.

Die einhellige Meinung der Vortragenden war der von Matti sehr ähnlich

- ganz sorgfältige Indikation
- sehr klare Prüfung von Alternativen
- sorgfältige Testung
- ausreichender stationärer Aufenthalt, damit sich der Patient erholen kann
- sehr sorgfältige Nachsorge zum frühzeitigen Erkennen von Komplikationen, insbesondere Infektionen

Die Hauptprobleme liegen danach in

- der Lage der Elektroden (auch späte Infektionen nach mehreren Jahren möglich)
- Lage des Stimulators
- OP nahe ggf. okulte Infektionen, die einen späteren Ausbau zur Folge haben

Es wurde von einer Erfolgsquote der Stimulation von zunächst bis zu 80% berichtet, die aber bei Langzeitbetrachtung deutlich sinkt, so dass nach 5 Jahren nur noch knapp 50% der Geräte aus Sicht der Ärzte zufriedenstellend funktionieren und nur etwa 30% der Patienten mit dem Erfolg zufrieden waren.

Noch wesentlich schlechter ist die Quote bei der Stimulation des Rectum Sphinkter, so dass vom Vortragenden Chirurgen von der Stimulation, sowie besonders der Implantation eines künstlichen Rectum Sphinkter aus heutiger Sicht ausdrücklich abgeraten wurde, auch wenn die Hersteller die Sachlage anders darstellen. Für einen künstlichen Blasensphinkter ist die Situation etwas besser, aber die Probleme sind im Grundsatz ähnlich.

Ich würde an dieser Stelle gern etwas Besseres "vermelden", aber die Art der OP scheint "in Mode" zu kommen und wie immer ist ein geübter, sehr kritischer Operateur Garant für gute Ergebnisse. Aber selbst der beste Operateur kommt nicht um die anatomischen Gegebenheiten herum. Die OP findet in einer Region statt, in der viele Keime sind und die wandern "gerne" längs irgendwelcher Fremdkörper und machen dann schleichend den Erfolg zunichte. Außerdem - wie bei jeder OP, was einmal geschnitten ist, kann nur noch narbig heilen und Muskeln sowie Nerven funktionieren dann oft nicht mehr so wie sie sollten. Das OP Risiko ist hoch, auch ohne Infektion.

Ich werde selten so deutlich, aber hier sollten oder besser müssen mehrere Meinungen eingeholt werden und wenn dann Nutzen und Risiken gute Erfolgsaussichten signalisieren, dann kann man das wagen. Leider zeigt die Erfahrung, dass viel zu schnell und zu euphorisch agiert wird und die Ergebnisse leider viel zu oft katastrophal und unumkehrbar sind. Es geht den Operierten anschließend oft schlechter als vorher und das Dauerhaft mit schlechteren Aussichten.

Übrigens bis auf das Infektionsrisiko - die Sache beim TVT ist ähnlich, auch da wird viel zu oft, ohne gute Indikation, ohne Erfahrung des Operateurs ohne ausreichende Aufklärung der Patientin über das erforderliche Verhalten danach, ohne vorheriges Beckenbodentraining geschnitten - und diese Frauen landen dann oft mehrfach zu Nachoperationen auf den Tischen der Spezialisten, die eine erste OP gar nicht gemacht hätten, nun aber die Folgen begrenzen müssen.

Machts gut

Chris

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

10 Nov 2008 08:04 #13 von welute
Hallo Klara,

auf der Homepage habe ich einen Bericht über meine Weg und meine OP eingestellt.

Bei mir hat alles super geklappt und ich habe ein Stück Lebenqualität zurück.

@Chris: Hier stellt sich auch die Frage: Ist der Schrittmacher jetzt in Mode, oder wird er endlich allgemein anerkannt?

Auf jeden Fall bin ich froh, das ich ihn habe.

Liebe Grüße

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

10 Nov 2008 09:58 #14 von Chris08
Hallo Elisabeth,

ob Mode oder nicht kann ich nicht beurteilen. Will ich auch gar nicht, Fakt ist - der Stimulator hilft nur dann, wenn er richtig angewendet wird und vor Allem, wenn die Voraussetzungen stimmen - und genau da wird leider zu oft geschludert.

Ich kann gut nachvollziehen, dass du sehr zufrieden bist - Lebensqualität ist durch nichts zu ersetzen, daher ist es gut und richtig, nichts unversucht zu lassen, diese zu erlangen. Wenn allerdings dieses Ziel zugunsten anderer Interessen aus den Augen verloren wird, dann wird es schwierig und darauf wollte ich aufmerksam machen.

In diesem Sinne - einen schönen Tag

Chris

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

10 Nov 2008 10:11 - 10 Nov 2008 23:46 #15 von matti
Hallo,

auch meiner Meinung nach gibt es nur einen sehr begrenzten Patientenkreis, welchem der Einbau eines Neurostimulators langfristig helfen kann.

Ich kann die "Euphorie" unter den Ärzten nicht beurteilen, allerdings merke ich ganz deutlich, und dies ist an der Häufigkeit der Nachfragen auch hier im Forum zu spüren, welche Hoffnungen Betroffene in diese Therapieoption stecken. Eine Option bietet sich aber nur, wenn auch die passende Indikation vorhanden ist und selbst dann bleibt noch das von Chris erwähnte Risiko.

Das Thema TVT-Band sehe ich ähnlich. Viel zu häufig ohne jeglichen Versuch der vorherigen konservativen Behandlung (beispielsweise Beckenbodentraining) als Therapie Nummer 1 ausgeführt. Die Folge: Häufig haben die Frauen nach kurzer Zeit die Gleichen, teilweise sogar stärkere Beschwerden als vorher. Dies ist nicht verwunderlich, weil an den Ursachen ja gar nichts verändert wurde. Übergewicht, falsche Hebetechniken, schwacher Beckenboden, falsche Entleerungsgewohnheiten... alles noch genaus vorhanden wie vor der Operation.

Durch die Operation wird die Blase aufgerichtet und nicht die Ursachen beseitigt welche dazu führten !!!

TVT Operationen sind "bequem" für die Patientin, den nicht wenige versprechen sich ohne großen Aufwand (wie z.B. ein monate langes Training oder eine Gewichtreduktion), einen Erfolg durchs Skalpell. Der Arzt freut sich zudem, weil eine solche OP viel mehr Geld als monate lange konservative Behandlung versprechen (ganz im Gegenteil, konservative Behandlung belastet das Budget).
Die Folge: Nicht wenige Frauen leiden nach kurzer Zeit wieder an den gleichen Sympthomen, weil der Beckenboden weiterhin schlaff und das Übergewicht weiterhin drückt.

Beide Therapieoptionen haben ihre Berechtigung. Allerdings sollte, wie es in der Medizin allgemein üblich sein sollte !!! (leider häufig nicht ist), der Mensch als ganzes gesehen werden.

Gruß

Matti

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

10 Nov 2008 12:19 #16 von Konny
Ich bin Euch wirklich unglaublich dankbar, daß ich hier die Möglichkeit habe, das Für und Wider zu lesen und selbst abwägen zu können.

Mir ist auch schon der Gedanke gekommen, daß alle Ärzte, mit denen ich zu tun habe, doch sehr euphorisch von den SNS sind.

Nun noch eine Frage:
Ist der Blasenschrittmacher und die sakrale Nervenstimmulation das selbe oder gibt es da Unterschiede.
Mir wurde gesagt, bei ersterem würden Nerven durchtrennt (also irreversibel), die andere Methode wäre reversibel.
Was stimmt nun?

Herzliche Grüße
Konny

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

10 Nov 2008 12:39 #17 von welute
Hallo zusammen,

also von einer Nervendurchtrennung habe ich noch nichts gehört. Bei mir werden vorhandene Nerven stimuliert.

Wäre also durchaus zu "reparieren".

Liebe Grüße

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

10 Nov 2008 19:07 #18 von Chris08
Hallo Konny,

auch mir ist nichts von bewusst und absichtlich durchtrennten Nerven bei dieser Art der OP bekannt. Ich hoffe mal, dass dein Arzt "einer von den Besseren" ist - eine solche Aussage allerdings lässt vermuten, dass er entweder etwas ganz Neues versucht, oder aber nicht so ganz informiert ist (wenn er das selbst nicht macht). Sollte er selbst operieren - frag ihn, er muss dir genau erläutern, was er macht und warum!!

Wovon ich allerdings weiß, ist, dass es Operateure gibt, die die Strukturen im Bauch einer Frau offenbar nicht so genau kennen und denen dann "versehentlich" Nervendurchtrennungen unterlaufen. Das sind dann einige der Nachoperationen, von denen ich gesprochen habe, in denen dann versucht werden muss zu retten, was zu retten ist.

Also nochmal die Aufforderung - ganz genau informieren und im Zweifel dem Arzt sagen, dass man es verstanden haben möchte, bevor man sich zum Eingriff entschließen kann.

Machts gut

Chris

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

10 Nov 2008 22:28 #19 von matti
Hallo,

also es gibt tatsächlich unterschiedliche Stimulationen und somit auch Operationen. Und ja, bei einer dieser Operationen werden auch Nerven durchtrennt ! Man unterscheidet die sakrale Deafferentation (SDAF) und die sakrale Vorderwurzelstimulation (SARS).

Bei der Form der Stimulation (SARS) von der wir hier zumeist schreiben werden mit Reizströmen die entsprechenden Nerven stimuliert was dann zur Blasenentleerung führt. Vorraussetzung ist ein intakter Schließmuskel und eine intakte Blase.
Bei Querschnittgelähmten muss aber häufig zunächst eine spastische Blase in eine schlaffe Blase "umgewandelt" werden.

Man unterscheidet dabei nach Brindley bzw. Sauerwein, den Entwicklern dieser Therapie.

Einen Bericht über die Geschichte der Neurostimulation findet ihr hier:

http://www.werner-wicker-klinik.de/medi ... auf_0_.pdf

Gruß

Matti

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

11 Nov 2008 07:55 #20 von Konny
Hallo und einen wunderschönen guten Morgen Chris und alle anderen.

Ich habe das von der Nervendurchtrennung irgendwo gelesen, als ich versuchte, mich zu informieren.
Nein, mein Arzt macht das nicht selbst, er schickt mich (wenn es dann mal soweit sein sollte) ins BBZ Bogenhausen in München. Als erstes lasse ich jetzt mal die Darmgeschichte "reparieren" und dann überlege ich in Ruhe, ob und wie es weitergeht.
Trotzdem sauge ich alle Informationen auf wie ein Schwamm, denn nur so bin ich in der Lage, für mich vorzusortieren und zu sagen, was ich gar nicht will und welches Risiko ich eingehen kann.

Klingt nun ein bisschen lächerlich, aber im Moment ist es eher noch so, daß es mich vor der Vorstellung graut, 14 Tage - 3 Wochen (von dieser Zeit sprach die Ärztin im BBZ im Juli, weil die Testphase wohl ambulant stattfinden soll) so ein Gerät mit mit rumzuschleppen und diese ganze Strom- und Drahtgeschichte ist auch nicht so prickelnd.
Wie soll ich sagen.... ich denke, daß mein Leidensdruck noch nicht groß genug ist, um das mit zu machen. Erst wenn ich das Gefühl habe, daß das Ergebnis die Unannehmlichkeiten rechtfertigt, ist der Zeitpunkt der Richtige.

Matti, danke für den Link. Ich werde ihn abspeichern und gleich reingucken.

Bitte Anmelden um der Konversation beizutreten.

Moderatoren: MichaelDah
Ladezeit der Seite: 0.144 Sekunden

Inkontinenz Selbsthilfe e.V.

Die Inkontinenz Selbsthilfe e.V. ist ein gemeinsames Anliegen vieler Menschen. Der Verein versteht sich als ein offenes Angebot. Unsere Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Den Verein bewegt, was auch seine Mitglieder antreibt: Wir möchten aktiv zur Verbesserung der krankheitsbedingten Lebensumstände beitragen.

 

Impressum        Kontakt       Datenschutzerklärung

 

 

 

Spendenkonto:
Volksbank Mittelhessen eG
Inkontinenz Selbsthilfe e.V.
IBAN: DE30 5139 0000 0046 2244 00
BIC: VBMHDE5FXXX

Besucher: Sie sind nicht allein!

Heute 669

Gestern 1980

Monat 7024

Insgesamt 9954351

Aktuell sind 140 Gäste und 2 Mitglieder online

Alle Bereiche sind kostenfrei, vertraulich und unverbindlich. Wenn Du erstmalig eine Frage im Forum stellen möchtest oder auf einen Beitrag antworten willst, ist es erforderlich sich sich zuvor zu registrieren. Bitte sei bei der Auswahl deines Benutzernamens etwas einfallsreich. Häufig verwendete Vornamen sind normalerweise schon vergeben und jeder Name kann nur einmal vergeben werden. Achte auf korrekte Eingaben bei Passwort, Passwortwiederholung und existierender Mailadresse! (Die Freischaltung kann bis zu 36 Stunden dauern!)

Jetzt kostenfrei registrieren

Anmelden