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Freizeitbericht

14 Jul 2024 01:07 #1 von Bruno
Hallo Zusammen!

Ich habe in den letzten Monaten wieder deutlich mehr in der Freizeit unternommen. Es gab eine Städtereise in London, ein Stadionbesuch, ein Konzertbesuch, Schwimmbadbesuche u.v.m. Klar musste ich hierfür im Gegensatz zur Zeit vor der Inkontinenz mehr planen und es gab natürlich auch schwierige Momente, aber mit der entsprechenden Organisation war viel mehr möglich als ich noch vor einigen Monaten gedacht hätte. Ich dachte, dass der eine oder die andere von den Erfahrungen profitieren kann.

Kurz zu mir: Ich bin 39 Jahre alt und leide unter einer sehr schweren Dranginkontinenz, teilweise mit kompletter Blasenentleerung. Ich habe seit letztem Jahr einen Blasenschrittmacher. Versorgung in der Regel tagsüber mit Pants verschiedener Saugstärke und nachts mit Klebewindeln.

Security am Flughafen: Ich habe am Flughafen den Schrittmacher im MRT-Modus eingestellt und bin durch die normale Sicherheitskontrolle gegangen. Beim Körperscanner wurde ich rausgefischt und manuell durchsucht. Dabei wurde ich gefragt, ob ich was in der Hose hätte. Ich habe sagen müssen, dass ich eine Windel trage. Es wurde lediglich ein Sprengstofftest (Abstrich über Kleidung) gemacht und dann war gut. Ich bin zwar etwas rot geworden, aber schlimm war es nicht und der Mensch war super freundlich und diskret.

Im Flieger saßen wir in der Mitte und am Fenster...ungünstig, wenn man zwischendurch aufstehen muss. Da macht es Sinn bei der Buchung drauf zu achten und ggf. für einen kleinen Taler den entsprechenden Sitz zu reservieren.

Im Hotel viel zu kleiner Mülleimer. Ich habe den Mülleimer vom Zimmer im Bad gestellt. Das Bett hatte kein Nässeschutz. Auch wenn es nicht häufig passiert, dass nachts was daneben geht, ist es ungünstig. Da würde ich das nächste Mal eine Unterlage mitnehmen. Sicherlich wäre eine Info am Hotel vorab nicht verkehrt gewesen, aber habe mich irgendwie nicht getraut...

In London waren wir fast die ganze Zeit unterwegs. Toiletten waren unregelmäßig zu finden. Ich habe sehr saugfähige Windeln benutzt und damit hat aber alles geklappt. Das Problem war eher, dass die Toiletten an einigen Orten sehr ekelhaft waren. Da ist der Wechsel von Pants im Stehen an einem unreinen Ort nicht einfach. Dieses Problem habe ich zwar im Forum bereits gelesen, aber es nicht beachtet. Das nächste Mal würde ich in solchen Fällen ein Produkt nutzen, was man im Stehen wechseln kann ohne Schuhe und Hose komplett auszuziehen. Die langen Fußmärsche und der zum Teil spätere mögliche Wechsel der Windeln als ich es gewünscht hätte, haben dazu geführt, dass ich im Bereich des Bündchens am Bein teilweise Hautreizungen hatte. Mit einer Panthenol-Salbe ging es aber. In Zukunft würde ich die Salbe prophylaktisch in solchen Fällen nutzen.

Wir waren auf ein 3-stündiges Rockkonzert...war der absolute Wahnsinn!! ;) Die Tasche durfte nur A4-Größe haben und wurde beim Einlass durchsucht. Wir hatten Plätze Mitten in der Reihe. Ich habe zwar 2x alle hochgescheucht, aber das reichte hinten und vorne nicht, zumal ich nicht auf das eine oder andere Bier verzichtet habe. Da ich wusste, dass der Urinverlust unter diesen Umständen noch größer als sonst ist, habe ich eine Nachtwindel angezogen, was im Nachhinein definitiv die richtige Entscheidung war. Fußballstadion: Mache ich kurz: war ähnlich wie beim Konzert, aber die Halbzeit ist für einen Toilettengang goldwert ;)

Schwimmbad: Habe ich jetzt mehrmals besucht. Natürlich hatte ich anfangs super viel Angst. Nur eine Badehose und teilweise komplette Blasenentleerung…klingt nicht kompatibel. Aber im Fall einer Dranginkontinenz mit intaktem Sphinkter läuft man nicht die ganze Zeit aus. Ich weiß mittlerweile, dass ich bei einer geringen Blasenfüllung auch keine Blasenkontraktionen habe. Im Schwimmbad sind Toiletten ausreichend vorhanden und ich gehe einfach prophylaktisch alle 30-40 Minuten. Zwei Stunden vor dem Schwimmbadbesuch verzichte ich weitestgehend auf Flüssigkeit und trinke morgens eher Wasser als Kaffee. Das klappt wunderbar.

Alkohol in der Freizeit/Urlaub: Ich möchte hier auf keinen Fall „Werbung“ für Alkohol machen. Der Alkoholkonsum ist, unabhängig von der Inkontinenz, sicherlich keine Notwendigkeit, um Spaß zu haben. Ich trinke gerne in der Freizeit und im Urlaub alkoholische Getränke, aber das muss jeder für sich wissen. Alkohol ist bei der Dranginkontinenz insofern problematisch, dass hierdurch die Blase gereizt wird und die Urinproduktion angekurbelt wird. Bei mir führt es dazu, dass die Vorlaufzeit ab Harndrang maximal kurz ist. Wenn ich Alkohol trinke, verliere ich deutlich mehr Urin als sonst. Deswegen trinke ich nur Alkohol, wenn ich weiß, dass Toiletten in der Nähe sind, und nutze saugstarke Windeln.

So. Dies waren einige persönliche Erlebnisse in der Freizeit. Mein Fazit: Es ist vieles (wenn auch nicht alles) möglich. Ich muss mich zwar organisieren, aber habe zuletzt trotzdem (wieder) Spaß am Leben. Was ich in Kauf nehme: der Urinverlust ist bei Unternehmungen „draußen“ deutlich höher als zuhause, aber das ist dann halt so. Ich habe für mich beschlossen, dass die Menge an Urinverlust nicht so wichtig wie der Spaßfaktor ist.

Ich hoffe, es war euch nicht zu ausführlich. ;) Viele Grüße
Bruno

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14 Jul 2024 12:32 #2 von martinK
Hallo Bruno

Danke für den Bericht und cool, dass Du Wege gefunden hast, die Freizeit so zu geniessen. Ich finde es wichtig, dass auch mal aufgezeigt wird dass Harninkontinenz nicht soziale Isolation bedeuten muss.

Aber Mann, wenn ich Deinen Beitrag lese….Deine Blase muss ha einen „Zug“ haben
:silly: . Im Ernst, hast Du schon mal Deine tägliche Urinproduktion gemessen? Es gibt Leute, die an Polyurie leiden und zuviel Urin produzieren (normal sollten so ca 1-2 Liter pro 24 h sein). Ich leide auch an einer schweren Dranginkontinenz, erlebe aber viel weniger Stress als Du beim Wechseln von Hilfsmitteln, im Schwimmbad, im Flugzeug oder im Hotel. Im Ausgang oder für Anlässe, die nicht den ganzen Tag dauern, nehme ich gar kein Ersatzhilfsmittel mit; ich kann mich darauf verlassen, dass ich mindestens vier Stunden lang gut geschützt bin, wenn ich normal trinke. Aber jeder ist da wohl etwas anders…

Ich möchte hier noch anfügen, dass mit der richtigen Hilfsmittelwahl und Verhaltensstrategie die Harninkontinenz im Alltag und in der Freizeit gut gemeistert werden kann. Dennoch empfinde ich sie als störend und zuweilen belastend, nicht zuletzt, weil die Inkontinenz ein Symptom eines tiefer liegenden Problems ist. Auch empfinde ich zum Beispiel die Tatsache, dass sich meine Blase einfach so entleert, ohne dass ich etwas dagegen tun kann, als frustrierend, und den Müll finde ich problematisch.

Aber nun genug von der Negativität; ich wünsche Dir weiterhin viele schöne Reisen und Konzerte!

Herzliche Grüsse
Martin

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14 Jul 2024 16:45 #3 von Bruno
Hallo Martin,

Danke für deine Antwort. Die tägliche Urinmenge habe ich mehrmals gemessen. Liegt an normalen Tagen bei 2 bis max. 3 Liter, je nach Trinkverhalten. Ist vielleicht etwas viel, aber auch nicht erheblich.
Es ist nicht so, dass immer alles daneben geht, aber es ist null planbar. Von etwas Urinverlust bis kompletter Blaseentleerung und von 15 Minuten Vorlaufzeit bis sofortiger Blasenentleerung ist alles dabei. Das nicht planen können macht es lästig, weil ich mich immer für "schlimme Momente " organisieren muss.
Auch wenn ich jetzt tolle Wochen hatte, ist mir beim Lesen deines Beitrags bewusst geworden,
dass ich mir immer noch im Alltag zu viele Gedanken mache. Ich habe eine panische Angst davor, dass ich in der Öffentlichkeit auslaufe. Das hatte ich am Anfang der Erkrankung ein paar Mal. Das fand ich absolut erniedrigend. Mittlerweile habe ich die passenden Hilfsmitteln gefunden und habe es gut um Griff, sodass solche Unfälle nicht mehr passieren. Ich muss nur noch den Kopf ausstellen...da werde ich dran arbeiten ;)

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag noch!
Viele Grüße, Bruno

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14 Jul 2024 17:52 #4 von MichaelDah
Hallo Bruno (und alle anderen die England & London mögen)

Also erstmal danke für den Reisebericht - und toll das du dich wieder mehr traust. Zum Thema London und Toiletten wäre zu bemerken das die Situation da eigentlich gar nicht so schlecht ist. Es gibt im wesentlichen zwei Ding zu beachten:

1) Man braucht die richtige Karte
2) Ein Radar Key kann hilfreich sein

Eine recht gute Online Karte gibt es hier: www.changingplacesmap.org/toilet.php Zu der Benutzung der Karte: Wichtig - man muss die Suchfunktion nutzen - sonst werden die Toiletten nicht eingeblendet und man denkt da gibt es nichs…

Auch nicht ganz unwichtig: Viele der Toiletten sind in der U-Bahn - und zwar im Bezahlbereich. Bedeutet: Man kommt da nur mit einem gültigen Ticket hin. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, das sie wenigstens manchmal nicht ganz so ekelig sind wie die wo alle rein kommen…

Die Sache mit dem Radar Key ist etwas komplizierter. Offiziell wird der (wenigstens über das Internet) nur an Engländer verkauft. Im Gegensatz zum Eurotoiletten Schlüssel braucht es aber kein Attest sondern nur eine Selbstauskunft. Ein paar Firmen haben sich wohl zerstritten. In der Folge gibt es einen „offiziellen“ Schlüssel der von Disability Rights UK (DRUK) verkauft wird und den man nur nach England liefern lassen kann und „inoffizielle“ Schlüssel von Firmen die ihn wohl lange Zeit für die Vorgänger Organisation des DRUK hergestellt hatten und jetzt selbst vertreiben. Diese Schlüssel kann man sich für rund 10€ auch nach Deutschland liefern lassen ;-)

Viele Grüße
Michael

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14 Jul 2024 21:28 #5 von Dasch
Hallo Bruno,

das, was Du schreibst hört sich total schön und gut an.
Ich kann vieles nachvollziehen, ich leide an einer schweren Mischinkontinenz und es kommt bei mir auch teilweise zur kompletten Blasenentleerung.
Die Angst in der Öffentlichkeit auszulaufen, kenne ich sehr gut. Ich hatte zu Anfang auch einen „Unfall“. Ich hatte nur eine dünne Einlage, meine Blase hat sich dann das erste Mal komplett entleert. Das war so viel, dass es die kompletten Beine entlanglief und auf dem Boden sichtbare Spuren hinterlassen hat. Ab dem Zeitpunkt habe ich zwar dann mit Windeln angefangen, bin aber trotzdem ein paar mal ausgelaufen, bis ich passende Hilfsmittel gefunden habe. Die Angst ist bei mir trotzdem noch da, und wenn sich die Blase entleert, habe ich ganz oft das Gefühl, dass der Urin an den Beinen entlangläuft, beim Fühlen ist dann aber alles trocken☺️.
Ich fliege auch bald in den Urlaub und habe mir schon viele Gedanken gemacht. Schön, dass der Mitarbeiter freundlich und diskret war. Ich hoffe, dass ich so durch den Scanner komme, und keiner etwas von meiner Windel mitbekommt. Da würde ich sicherlich auch komplett rot. Meine Eltern und meine Kinder gehen mit in den Urlaub, sie wissen nicht von meiner Inkontinenz (bisher weiß es nur mein Mann), ich hoffe, dass es am Flughafen dann meine Familie nicht mitbekommt.
Im Schwimmbad war ich auch schon, gehe dann auch prophylaktisch alle 30 min zur Toilette. Das hat bisher recht gut geklappt.Noch schwieriger finde ich die Situation, wenn man einen ganzen Tag im Freibad, am Pool oder Strand ist. Zwei Wochen lang alle 30 Minuten zur Toilette zu gehen wird schwierig und ist für die Blase wahrscheinlich nicht gut. Nur in Badehose ist die Gefahr einer kompletten Blasenentleerung zu groß. Angezogen dazuliegen finde ich auch komisch und auffallend. Ich habe mir jetzt einen Skort (einen Rock mit Hose) besorgt und hoffe, dass es dadurch nicht auffällt, dass ich eine Windel trage. Ich werde mich dann immer vor und nach dem Schwimmen umziehen müssen, aber andere ziehen sich ja auch die nasse Badehose nach dem Schwimmen aus.
Ich trinke eher selten Alkohol, aber ab und trinke ich auch unterwegs mit Freundinnen oder im Urlaub etwas. Dass sich dadurch die Inkontinenz verschlechtert, ist mir auch schon aufgefallen.
Du schreibst, dass du einen Blasenschrittmacher hast. Damit kenne ich mich bisher nicht aus. Hilft er nicht, dass es nicht mehr zum Urinverlust kommt?

Ich weiß, dass ich mir auch viel zu viele Gedanken mache und die Inkontinenz immer noch nicht annehmen und akzeptieren kann.
Das Forum hilft mir hier sehr, ich weiß, dass ich nicht alleine bin und man trotz der Inkontinenz das meiste möglich ist. Manchmal benötigt es etwas mehr Organisation und Planung.
Die Erfahrungen und Tipps sind sehr viel wert und auch die positiven Berichte, was alles machbar ist sind sehr hilfreich.

@ Michael: habe ich es richtig verstanden, dass diese Karte für London so etwas ähnliches wie der Euroschlüssel ist? Ich fand die Toiletten in London auch schrecklich, ich war während meiner 3. Schwangerschaft dort, damals hatte ich nur eine leichte Belastungsinkontinenz. Jetzt wäre es deutlich schwieriger.
Ich habe mir vor kurzem überlegt, ob ich einen Euroschlüssel beantragen soll. Ich denke manchmal wäre es sicher hilfreich, wenn ich schnell in eine saubere Toilette komme und nicht ewig vor den Damentoiletten anstehen muss. Dadurch könne ich vielleicht einen Urinverlust vermeiden, aber wahrscheinlich würde ich es trotzdem oft nicht schaffen. Ich denke auch, dass mir der Euroschlüssel nicht so richtig zusteht und es für Rollstuhlfahrer viel wichtiger ist. Ich kann mein Hilfsmittel auch in einer kleinen Toilette wechseln und bin nicht die große Toilette angewiesen. Ich habe auch bedenken, dass Kommentare kommen, die Inkontinenz sieht man mir nicht an und jemanden zu erklären, dass ich manchmal ganz schnell eine Toilette brauche, oder dass ich eine Windel trage, würde ich nicht schaffen. Ich habe auch noch die Hoffnung, dass ich nach der Op im Oktober keine Hilfmittel mehr brauche und wieder kontinent, bis dahin schaffe ich es auf jedenfall ohne Schlüssel.
Würde man bei Dranginkontinenz oder Mischinkontinenz überhaupt einen Schlüssel bekommen?

Herzliche Grüße
Daniela

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14 Jul 2024 22:38 #6 von stephanw
Hallo Dasch,

den Euroschlüssel bekommst du auch mit einer Blasen- bzw Darmentleerungsstörung, man muss nicht zwingend Rollifahrer sein. Ich benutze seit einiger Zeit bevorzugt Behindertentoiletten, auch dank des Euroschlüssels. Da diese oftmals abgetrennt sind (separater Raum) und über Mülleimer verfügen, macht das das Handling einer Inkontinenz sehr angenehm. Einfach beim CBF gegen Vorlage des Schwerbehindertenausweises bzw ärztlichen Attests beantragen.

Wegen Strand bzw Schwimmanlage benutze ich seit einiger Zeit Tena Comfort Ultima Vorlagen, wenn ich nicht im Wasser bin. Die lassen sich leicht und recht unauffällig in die Badehose legen und wenn man nicht gerade eine Speedo-Badehose trägt, vorallem unter Shorts, fällt das kaum auf. Wenn man dann noch ein Handtuch über den Bauch legt, sieht das keiner. Die Saugleistung ist sehr gut und, obwohl ich im Alltag kein Fan von Vorlagen bin, bin ich mit den Vorlagen sehr zufrieden. Wenn die Vorlage mal nicht so perfekt wie eine Windel anliegt, ist das idR kein Problem.

Viele Grüsse
Stephan

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15 Jul 2024 00:55 #7 von martinK
Hallo zusammen

@Bruno
Danke, ja Du hast Recht, der Umgang mit Inkontinenz wird mit der Zeit einfacher. Alles Gute!

@Daniela
Du macht Dir zu viele Sorgen...Ich reise derzeit viel (zurzeit lebe ich im Ausland) und komme ohne Euroschlüssel und all den Sorgen und den Hilfsmittelwechsel sehr gut zurecht. Ja, öffentliche Toiletten sind manchmal eklig. Aber wenn es "nur" darum geht, das Hilfsmittel zu wechseln, ist es sogar besser, als wenn Du tatsächlich auf die Toilettenschüssel sitzen müsstest. Ich kann mich noch an die Plumpsklos erinnern, welche man früher in einigen Ferienländer aufsuchen musste. Ich hatte als Kind ja bereits Entleerungsstörungen und für mich war der Entscheid zwischen den Möglichkeiten, in die Hosen zu machen oder eine so eklige Toilette zu besuchen, nicht immer einfach (ich entschied mich aber stets für die Toilette :-)). Verglichen dazu sind die heutigen öffentlichen Toiletten sauber und luxuriös.
Zur Flughafenkontrolle: In den letzten 6 Monaten wurde ich 12 Mal durch einem Ganzkörperscanner geschleust, und niemand sprach mich auf das Hilfsmittel an. Und wenn schon, dann sagst Du wie Bruno kurz, dass Du Inkontinenzhilfsmittel trägst und gut ist. Deine Familie wird Dich gar nicht fragen, weil Leute aus x verschiedenen Gründen kontrolliert werden, manchmal auch, ohne dass was gesehen wurde; d.h. es kann auch Deinen Mann oder Deine Kinder erwischen.
Wenn ich am Strand bin, trage ich zwischen dem Schwimmen ein Leibchen, dazu Shorts und darunter Pants. Die Leute in meinem Umfeld, welche ich nicht über meine Inkontinenz informiert habe, haben sich nie darum gekümmert, weshalb auch? Ich tue es nicht nur wegen wegen der Inkontinenz, sondern auch wegen dem Sonnenschutz, und weil es angenehmer ist, nach dem Schwimmen in trockene Kleider zu wechseln. Wie Du selber schreibst, ziehen sich ja auch nicht-inkontinente Leute nach dem Baden um, meine Frau macht das z.B. auch. Im allgemeinen überlegen sich die Leute auch nicht, wieso man sich in einer Situation wie verhält. Nimm es entspannt und freue Dich auf erholsame Stunden mit Lesen, Dösen, Schwimmen, Spielen mit den Kindern oder was auch immer...
Hoffentlich wirst Du Deine Inkontinenz dank der Operation bald los. Falls nicht, wäre es für Deine Lebensqualität wichtig, etwas Distanz zu gewinnen und zu merken, dass der praktische Umgang mit Harninkontinenz gar nicht so kompliziert ist (die psychische Seite ist ein anderes Thema...). Ich wünsche Dir schöne und erholsame Ferien, take it easy!

@Alle
Ich habe die Einstellung, dass ich mit möglichst wenig Ängsten, Befürchtungen und "Krücken" durch das Leben gehen möchte. Natürlich ist das einfacher geschrieben als gesagt. Aber je mehr man sich in seinen Möglichkeiten einschränkt und auf bestimmte Umstände angewiesen ist, um so weniger kann man im Leben unternehmen. Das betrifft nicht nur die Inkontinenz, sondern auch viele Phobien. Manchmal hilft es, gezielt über den eigenen Schatten zu springen. Ich litt unter grosser Platz- und Erstickungsangst. Mein Schlüsselerlebnis war, als ich trotz grosser Befürchtung mich dazu überwand, es mit Scuba-Diving zu versuchen. Seit dann ist diese Phobie bei mir wie weggeblasen.
Die Inkontinenz ist ein richtiger Sch.... und Frust. Um so wichtiger ist, sich das Leben nicht noch schwerer zu machen. Ich bin sicher, dass Leute in meinem Umfeld schon bemerkt haben, dass ich Hilfsmittel trage. "So what", niemand hat mich deswegen diffamiert, erpresst oder lächerlich gemacht. Es ist nicht so, dass ich jedem meine Inkontinenz unter die Nase reibe, aber stressen lasse ich mich durch die Verheimlichung auch nicht. Die Inkontinenz ist nicht peinlich, weil ich nichts dafür kann und auch versuche, diskret und natürlich damit umzugehen. Mehr kann man von mir nicht verlangen. Eines meiner Schlüsselerlebnisse war übrigens, als ich überraschenderweise das Hotelbett (immerhin ein Doppelbett...) mit einem Arbeitskollegen teilen musste. Anfangs war ich schon etwas besorgt, aber am Ende war's total unspektakulär und problemlos. Im Nachhinein ist die Erklärung einfach: In unserem gesellschaftlichen Umgang wird die Intimsphäre respektiert. Niemand schaut darauf, wer welche Unterhosen trägt, und der Respekt der Privatsphäre ist eine Selbstverständlichkeit.

Liebe Grüsse
Martin

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15 Jul 2024 00:59 #8 von Bruno
Hallo Daniela,

Schon mal vorweg wünsche ich dir einen schönen Urlaub B)
Genauso wie du, wusste lange Zeit nur meine Frau von meiner Inkontinenz. Mittlerweile wissen es meine Kinder. Es war eine Überwindung es den zu erzählen, aber seitdem ist vieles deutlich entspannter geworden. Dieses Versteckspiel nagt an den Nerven. Die Kinder hatten anfangs viele Fragen, aber mittlerweile ist es kein besonderes Gesprächsthema mehr. Was mir nicht bewusst war: die Kids haben schon zwischendurch Windeln im Haus gesehen, obwohl ich penibel diese verstecken wollte. Die haben sich Gedanken gemacht ob einer von uns schwer krank ist. :( Seit der Aufklärung sind sie erleichtert. Meinen Eltern habe ich es auch noch nicht geschafft zu erzählen, da bin ich noch nicht so weit, auch wenn es absolut bescheuert ist.
Zum Thema prophylaktisch auf Toilette gehen: das sehe ich als unproblematisch. Klar ist es im Alltag nicht sinnvoll alle halbe Stunde prophylaktisch zu gehen, aber in besonderen Situationen ohne Hilfsmitteln ist es ein praktikabler und alternativloser weg. Ist ja nicht jeden Tag. Ob es bei der Mischinkontinenz ausreicht um trocken zu bleiben weiß ich nicht, aber bei mir klappt es ganz gut.
Ich habe seit letztes Jahr einen Blasenschrittmacher. Was deutlich besser geworden ist, ist der permanente Harndrang. Dieser hat mich vorher völlig verrückt gemacht. Jetzt merke ich die Blase nicht wenn sie leer ist. Der Urinverlust ist aber leider nicht besser geworden und ist eigentlich über die Dauer der Erkrankung kontinuierlich schlechter geworden. Ich kriege im September einen Probe-Schrittmacher auf der anderen Seite. Mal gucken ob es was verbessert.
Und im übrigen: einen Euro-Schlüssel habe ich auch :cheer: Ich würde dir empfehlen einen zu beantragen.
@Stephan: Ich war seit der Inkontinenz nicht am Strand. Im Sommer kann es aber sein, dass wir zum Strand gehen. Würde es erstmal wie im Schwimmbad mit prophylaktischen Toilettengänge probieren, aber wenn es eng wird, ist es mit den Vorlagen in der Badehose ein guter Weg.
@ Michael: Danke für den Tipp mit der Karte. Da sind doch mehr Toiletten als ich dachte :silly:

Lg
Bruno

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15 Jul 2024 01:10 - 15 Jul 2024 01:18 #9 von MichaelDah
Hallo Daniela,

die Karte die ich meine ist ein Stadtplan (der Link geht darauf - funktioniert für ganz England) in dem die Toiletten eingezeichnet sind - insbesondere die Behinderten Toiletten. Um diese Toiletten benutzen zu können brauchst du oft den Radar Key. Das ist das Gegenstück zum Eurotoiletten Schlüssel. Die Engländer haben ihre eigene Version - und die „inoffizielle“ Variante davon kann man auch in Deutschland bestellen. Unser Eurotoilettenschlüssel funktioniert in England nicht.

Wo wir schon bei den Reisetipps sind: Am Flughafen - ist das eigentlich tiefenentspannt. Ich bin immer noch ziemlich viel unterwegs aber ich würde fast behaupten, das die Security respektvoller geworden ist seit ich das Problem habe. Ich musste ein bisschen über Brunos „Offenbarung“ grinsen - wenn ich nicht versehentlich einen Schlüssel, Kleingeld oder ähnliches vergessen habe rauszunehmen sage ich auf die Frage ob ich etwas in der Hose habe immer nein - denn darauf bezieht sich die Frage. Es wird in dem Fall sowieso abgetastet und ein diskreter Blick von dem Personal beim abtasten des Hosenbundes verrät denen dann sowieso was los ist - jedenfalls wenn man nicht nur eine Slipeinlage trägt. Da muss man nicht groß etwas erklären. Bei Amerika Flügen kann man einen pre-check bei der TSA beantragen. Damit hat man dann auch keinen Ärger und es geht schneller. Besonders Lustig: Die verdächtigen Gegenstände werden ja Gelb angezeigt - ein benutztes Hilfsmittel beim Millimeterwellen Scanner auch…

Sonst kann ich noch empfehlen immer genug Reserve Hilfsmittel im Handgepäck zu haben - wenigstens für einen Tag, und - WICHTIG- auch für die Rückreise genug dabei zu haben denn es kann auch mal passieren das der Koffer nicht oder später ankommt oder der Rückflug ausfällt. Manchmal gestaltet sich dann die „Ersatzbeschaffung“ - je nach dem wo und wann man aufgeschlagen ist etwas schwierig… Ist mir selbst schon mal passiert - letzter Flug und die Maschine kaputt… Apotheke im Flughafen konntest du vergessen weil schon geschlossen - der Shuttle Service der Airline fährt dich dann zu irgendeinem Hotel am Rand des Flughafens und du hast dann den Spaß von da aus um kurz vor 24:00 Ersatz zu beschaffen, denn eigentlich wolltest du zu dem Zeitpunkt längst zuhause sein…

Sonst gibt es hier ja auch noch unsere Reisetipps: www.inkontinenz-selbsthilfe.com/reisen-mit-inkontinenz

Viele Grüße
Michael

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15 Jul 2024 10:21 #10 von Helmut 60
Hallo Bruno,

schön, dass du dieses Thema hier in diesem Kreis so ausführlich ansprichst! Im Bereich "Inkontinenz" wird hier viel zu selten über das "praktische" Alltagsleben mit dieser Symptomatik und wie man damit umgehen kann diskutiert, meist geht es doch um die intensive Ursachenforschung und vielfältige Behandlungsmöglichkeiten, und was detailliert alles getan werden kann, um die Kontinenz zumindest zu verbessern.

Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich im Freizeitbereich eigentlich fast alles so machen kann, wie es vor meiner Harninkontinenz (kombinierte Tröpfel- und Dranginkontinenz) war. Wir reisen viel (hauptsächlich mit unserem Reisemobil), sind aber auch oft am Wochenende zu Tagesausflügen (Wandern oder lange Fahrradtouren, Städtebesichtigungen etc.) viel unterwegs, hinzu kommt auch mal eine Dienstreise.

Der Schlüssel für die gelungenen Aktivitäten ist, dass ich meine Hilfsmittel so wähle, als ob ich den ganzen Tag nicht die Möglichkeit habe, eine Toilette zu benutzen (nur bezüglich der Blase, ansonsten habe ich keine Probleme). Wenn sich die Möglichkeit ergibt, ist es gut, wenn nicht, auch egal. Die heutigen Hilfsmittel sind so gut, dass ich eigentlich immer mit zwei Windeln über den ganzen Tag komme, und egal wo wir sind, habe ich immer eine Gelegenheit gefunden, am frühen Nachmittag bei Bedarf zwischendurch problemlos irgendwo zu wechseln. Ich habe eine kleine Umhängetasche, in der ich u.a. zwei Ersatzwindeln (und kleine Mülltüten) habe, auch die ordnungsgemäße Entsorgung hat sich noch nie als Problem erwiesen. Auch in Hotels (Dienstreisen) hatte ich noch nie Probleme, auch wenn der Badmülleimer klein ist, er ist schließlich für Hygieneartikel gedacht wird doch jeden Tag entleert! Matratzenschutz hatte ich noch nie kontrolliert - für die Nacht trage ich Windeln, mit denen ich sicher sein kann, dass sie wirklich alles auffangen und absolut nichts nach draußen dringt.

Ich passe in der Regel inzwischen mein Trinkverhalten kaum an meine Inkontinenz an - ich hatte anfangs den Fehler gemacht, bewusst wenig zu trinken (nach dem Motto "wo kein Input, da kein Output"), was mir gar nicht gut bekam. Ich passe seit längerem dann eher mein Hilfsmittel meinem Trinkverhalten an (auch, wenn es ab und an um alkoholisches geht...) das kommt der Gesundheit (und auch der Lebensqualität) erheblich mehr entgegen.

Schwimmbad war noch nie so ganz mein Ding und habe ich seit Beginn meiner Inkontinenz noch nicht aufgesucht, würde es aber genauso wie du handhaben. Was ich etwas vermisse, sind die Besuche von Saunalandschaften, aber dies passt wirklich nicht zur Inkontinenz. Natürlich, ich könnte mit häufigen, prophylaktischen Toilettengängen und nicht-trinken (was ich aber bei 4 Stunden saunieren für ziemlich ungesund halte) eventuell über die Runden kommen, aber ich glaube nicht, dass ich dies ausprobieren möchte.

Positiv überrascht war ich wie gesagt von der Qualität der angebotenen Hilfsmittel. Meine Windeln halten problemlos auch 6-8 Stunden auf dem Fahrradsattel aus, sowohl Komfort als auch Funktion sind nicht beeinträchtigt. Auch stundenlange Wanderungen sind ohne Einschränkungen möglich, ich fühle mich durch das Hilfsmittel in der Bewegung nicht eingeschränkt oder behindert.

Am Strand bin ich entweder in (weiten) Shorts (mit Windel drunter, bei Strandspaziergängen), oder auch nur in (dunkler) Badehose. Sollte etwas durchgehen, sieht man es nicht, und im Meer ist es mir sowieso egal!

Generell, mit leicht angepasster Kleidung (Jeans eine Nummer größer wie gehabt, das Freizeithemd auch mal über anstatt in der Hose u.v.m.) hat kein Mensch eine Ahnung von meiner etwas anderen Unterwäsche. Ich bin noch nie, auch nicht in Hotels, auf irgendetwas angesprochen worden, hätte aber natürlich auch kein Problem damit. Wer es wissen muss (selbstverständlich Ehefrau von Beginn an, später auch erwachsene Kinder), weiss es, ansonsten sehe ich keine Grund, meine Inkontinenz zu propagieren. Ja, auch engeren Freunden habe ich es bei passender Gelegenheit, als es um unsere diversen Alterserkrankungen ging, gesteckt. Was auch immer noch kommen mag (Flugreisen, Gepäckkontrollen, Zusatzgepäck Hilfsmittel) lässt sich in der Regel mit offener, unverkrampfter Kommunikation einfach klären, wie z.B. vor einiger Zeit die Beantragung einer Windeltonne für unsere Eigentumswohnung ...

Viele Grüße
Helmut

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