Hallo Zusammen!
Ich habe in den letzten Monaten wieder deutlich mehr in der Freizeit unternommen. Es gab eine Städtereise in London, ein Stadionbesuch, ein Konzertbesuch, Schwimmbadbesuche u.v.m. Klar musste ich hierfür im Gegensatz zur Zeit vor der Inkontinenz mehr planen und es gab natürlich auch schwierige Momente, aber mit der entsprechenden Organisation war viel mehr möglich als ich noch vor einigen Monaten gedacht hätte. Ich dachte, dass der eine oder die andere von den Erfahrungen profitieren kann.
Kurz zu mir: Ich bin 39 Jahre alt und leide unter einer sehr schweren Dranginkontinenz, teilweise mit kompletter Blasenentleerung. Ich habe seit letztem Jahr einen Blasenschrittmacher. Versorgung in der Regel tagsüber mit Pants verschiedener Saugstärke und nachts mit Klebewindeln.
Security am Flughafen: Ich habe am Flughafen den Schrittmacher im MRT-Modus eingestellt und bin durch die normale Sicherheitskontrolle gegangen. Beim Körperscanner wurde ich rausgefischt und manuell durchsucht. Dabei wurde ich gefragt, ob ich was in der Hose hätte. Ich habe sagen müssen, dass ich eine Windel trage. Es wurde lediglich ein Sprengstofftest (Abstrich über Kleidung) gemacht und dann war gut. Ich bin zwar etwas rot geworden, aber schlimm war es nicht und der Mensch war super freundlich und diskret.
Im Flieger saßen wir in der Mitte und am Fenster...ungünstig, wenn man zwischendurch aufstehen muss. Da macht es Sinn bei der Buchung drauf zu achten und ggf. für einen kleinen Taler den entsprechenden Sitz zu reservieren.
Im Hotel viel zu kleiner Mülleimer. Ich habe den Mülleimer vom Zimmer im Bad gestellt. Das Bett hatte kein Nässeschutz. Auch wenn es nicht häufig passiert, dass nachts was daneben geht, ist es ungünstig. Da würde ich das nächste Mal eine Unterlage mitnehmen. Sicherlich wäre eine Info am Hotel vorab nicht verkehrt gewesen, aber habe mich irgendwie nicht getraut...
In London waren wir fast die ganze Zeit unterwegs. Toiletten waren unregelmäßig zu finden. Ich habe sehr saugfähige Windeln benutzt und damit hat aber alles geklappt. Das Problem war eher, dass die Toiletten an einigen Orten sehr ekelhaft waren. Da ist der Wechsel von Pants im Stehen an einem unreinen Ort nicht einfach. Dieses Problem habe ich zwar im Forum bereits gelesen, aber es nicht beachtet. Das nächste Mal würde ich in solchen Fällen ein Produkt nutzen, was man im Stehen wechseln kann ohne Schuhe und Hose komplett auszuziehen. Die langen Fußmärsche und der zum Teil spätere mögliche Wechsel der Windeln als ich es gewünscht hätte, haben dazu geführt, dass ich im Bereich des Bündchens am Bein teilweise Hautreizungen hatte. Mit einer Panthenol-Salbe ging es aber. In Zukunft würde ich die Salbe prophylaktisch in solchen Fällen nutzen.
Wir waren auf ein 3-stündiges Rockkonzert...war der absolute Wahnsinn!!
Die Tasche durfte nur A4-Größe haben und wurde beim Einlass durchsucht. Wir hatten Plätze Mitten in der Reihe. Ich habe zwar 2x alle hochgescheucht, aber das reichte hinten und vorne nicht, zumal ich nicht auf das eine oder andere Bier verzichtet habe. Da ich wusste, dass der Urinverlust unter diesen Umständen noch größer als sonst ist, habe ich eine Nachtwindel angezogen, was im Nachhinein definitiv die richtige Entscheidung war. Fußballstadion: Mache ich kurz: war ähnlich wie beim Konzert, aber die Halbzeit ist für einen Toilettengang goldwert
Schwimmbad: Habe ich jetzt mehrmals besucht. Natürlich hatte ich anfangs super viel Angst. Nur eine Badehose und teilweise komplette Blasenentleerung…klingt nicht kompatibel. Aber im Fall einer Dranginkontinenz mit intaktem Sphinkter läuft man nicht die ganze Zeit aus. Ich weiß mittlerweile, dass ich bei einer geringen Blasenfüllung auch keine Blasenkontraktionen habe. Im Schwimmbad sind Toiletten ausreichend vorhanden und ich gehe einfach prophylaktisch alle 30-40 Minuten. Zwei Stunden vor dem Schwimmbadbesuch verzichte ich weitestgehend auf Flüssigkeit und trinke morgens eher Wasser als Kaffee. Das klappt wunderbar.
Alkohol in der Freizeit/Urlaub: Ich möchte hier auf keinen Fall „Werbung“ für Alkohol machen. Der Alkoholkonsum ist, unabhängig von der Inkontinenz, sicherlich keine Notwendigkeit, um Spaß zu haben. Ich trinke gerne in der Freizeit und im Urlaub alkoholische Getränke, aber das muss jeder für sich wissen. Alkohol ist bei der Dranginkontinenz insofern problematisch, dass hierdurch die Blase gereizt wird und die Urinproduktion angekurbelt wird. Bei mir führt es dazu, dass die Vorlaufzeit ab Harndrang maximal kurz ist. Wenn ich Alkohol trinke, verliere ich deutlich mehr Urin als sonst. Deswegen trinke ich nur Alkohol, wenn ich weiß, dass Toiletten in der Nähe sind, und nutze saugstarke Windeln.
So. Dies waren einige persönliche Erlebnisse in der Freizeit. Mein Fazit: Es ist vieles (wenn auch nicht alles) möglich. Ich muss mich zwar organisieren, aber habe zuletzt trotzdem (wieder) Spaß am Leben. Was ich in Kauf nehme: der Urinverlust ist bei Unternehmungen „draußen“ deutlich höher als zuhause, aber das ist dann halt so. Ich habe für mich beschlossen, dass die Menge an Urinverlust nicht so wichtig wie der Spaßfaktor ist.
Ich hoffe, es war euch nicht zu ausführlich.
Viele Grüße
Bruno