Hi Matti,
Danke für die Klarstellung. Vielleicht hab ich mich da etwas unklar ausgedrückt. Ich meinte nicht das Matthias überhaupt nichts machen soll. Allerdings kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Frage drei Neurochirurgen und bekomme drei Antworten.
Nur auf der Basis eines MRT Befundes würde ich niemanden raten so eine Entscheidung zu treffen.
Es ist natürlich genau so wie du schreibst - das klinische Bild muss dazu passen und am besten sollte das ganze auch noch mit entsprechender neurologischer Diagnostik abgesichert sein. Nur da fängt das Problem bei Matthias schon an (dazu später).
Anbei erstmal mal die Leitlinie zu dem Thema - da gibt es auf Seite 4 eine Prima Übersicht wie da vorgegangen werden soll:
Leitlinie zur konservativen, operativen und rehabilitativen Versorgung bei Bandscheibenvorfällen mit radikulärer Symptomatik
Ich persönlich bin da auch etwas "sensibilisiert" durch Erfahrungen in meinem Bekanntenkreis. Wenn ich mich recht erinnere, wird in keinem Land der Welt so viel an der Wirbelsäule operiert wird wie in Deutschland und Expertenschätzungen gehen davon aus, das viele dieser Operationen vermeidbar gewesen währen.
Das bedeutet nicht das es in Matthias Fall so ist - allerdings sind da noch eine Reihe weiterer Dinge zu beachten - ich nenne mal ein paar:
1) Der Grund für den Bandscheibenvorfall und die Kompression. Grundsätzlich gibt es da mindestens vier Möglichkeiten: Unfall, Misslungene OP, Alterserscheinung, Krankheit. Bei der Krankheit kommt es dann auch noch darauf an welche. Während in den ersten drei Fällen das Fortschreiten oft eher langsam geschieht, kann es bei einer Krankheit auch schneller gehen. Deshalb ist es sehr wichtig zunächst zu verstehen was der Grund für den Bandscheibenvorfall b.z.w. die daraus folgende Kompression war. Hieraus ergibt sich dann auch das Zeitfenster.
2) Man sollte zunächst herausfinden was genau die Ursache für den Schmerz ist. Bei Matthias haben wir es zum mit einem Bandscheibenvorfall auf L4/5 zu tuen der zu einer mittleren Spinalkanal Kompression führt. Darüber hinaus gibt es aber noch Arthrosen in beiden Iliosakralgelenken. Wenn die Schmerzen von den Gelenken stammen (was nicht unwahrscheinlich ist und was ebenfalls die Geh Problem erklären würde) macht es keinen Sinn die Bandscheibe zu operieren.
3) Dann währe da noch Spondylarthrose. Auch diese können die Symptomatik verursachen - lassen sich aber gut (genau wie die Arthrosen in den Iliosakralgelenken) konservativ behandeln und eine OP ist hier nur sehr selten notwendig.
Wenn ich vielleicht etwas flapsig geschrieben habe: "
Da das bei dir jetzt schon länger her ist, kannst du dich erstmal mehr oder weniger entspannt zurücklehnen und genau überlegen" dann meine ich damit, einwenige Ursachenforschung zu betreiben und _Antworten_ auf die drei genannten (und vielleicht auch noch andere Punkte) zu finden.
Genau das sind dann auch die Fragen die man dem Arzt stellen sollte. Globalgalaktische Antworten wie "Oh - das sieh aber schlimme aus" oder "da ist nichts weiter" helfen bei so einer Entscheidung nicht weiter.
Was hilft ist eine gute Differenzial Diagnostik und eine prozentuale Einschätzung wo aus Sicht des Arztes die Einschränkungen genau her kommen. Das scheint hier aber noch nicht stattgefunden zu haben. Das ist dann leider auch manchmal das Problem, denn der eine oder andere Arzt möchte da möglicherweise garnicht so genau nachsehen (lassen) sondern lieber (selber) operieren weil das einfach mal mehr bringt wenn gerade Kapazitäten frei sind...
Lange Rede kurzer Sinn: Meine Empfehlung - erst Antworten finden und dann entscheiden, wenn dem nicht dringende (also sich rasch verschlechternde) Problem entgegen stehen.
viele Grüße
Michael