Liebe Itti!
Dass sich Stress, Aufregung, Angst auf die Nieren- und Blasenfunktion auswirkt, hat mit dem komplizierten Zusammenspiel unseres Hormonsystems zu tun. Darüberhinaus ist auch die Blase, so wie der Darm, ein überaus sensibles Organ, welches auf nervliche Belastungen sehr schnell reagiert. So ganz genau weiß man das noch nicht, warum der eine mit Bauchschmerzen und der andere mit übermäßigem Harndrang reagiert.
Es stehen diese Funktionen, die wir auch nicht bewußt beeinflussen können, wie Darmtätigkeit, Blasenempfinden, Blutdruck mit dem vegetativen Nervensystem in engem Zusammenhang.
Die Nieren und die Nebennieren produzieren Hormone und werden von Hormonen gesteuert, die den Wasserhaushalt in unserem Körper steuern und damit verbunden den Elektrolythaushalt, Blutdruck und Blutzuckerspiegel beeinflussen.
Vereinfacht gesagt kann man das mit unserer Biologie und Abstammung erklären. Wir haben im Laufe unserer Evolution ein System entwickelt, welches bei Kampf oder Flucht unseren Körper entsprechend darauf einstellt. Die Muskelanspannung wird erhöht, die Aufmerksamkeit geschärft, der Blutdruck steigt und je nachdem, ob wir flüchten oder kämpfen, müssen unterschiedliche Organsysteme darauf eingestellt werden.
Reguliert wird das durch Stresshormone. Die bekanntesten sind Adrenalin und Cortisol. Salopp gesagt, wenn wir flüchten müssen, wäre es biologisch nicht sinnvoll, gerade dann urinieren zu müssen. Also tun wir das davor, bevor es zur Flucht kommt.
Flucht und Kampf sind ja in unserem Leben nicht mehr so bestimmend, jedoch haben seelische Belastungen, Stress, Angst die gleichen Auswirkungen hormoneller Natur.
So sinnvoll und wichtig kurzfristiger Stress ist, so schädlich ist zivilisatorischer Dauerstress. Da genügen ständige online Bereitschaft, permanentes Abrufen von Nachrichten und das Gefühl, sofort antworten zu müssen, um den Körper in einen ungesunden dauernden Bereitschaftsmodus „Kampf, Flucht“ zu versetzen. Dies wirkt sich dann auf Blutzucker, Diabetes, Bluthochdruck und eben Blasenfunktionsstörungen aus.
Ob die Nieren konzentrierten oder weniger konzentrierten Harn herstellen hat auch mit diesem Hormonsystem zu tun. In der Nacht wird das System so eingestellt, dass der Harn konzentrierter wird und je nach Aktivitäts und Gefühlszustand untertags produzieren wir dann auch weniger konzentrierten Harn. Das hat auch damit zu tun, was wir zu uns nehmen und wieviele entwässernde Substanzen wir zu uns nehmen.
Eine wichtige Funktion in unserem Stoffwechsel nehmen auch die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen ein. Darum sollten bei unklaren Erkrankungen, die mit Blasenentleerungsstörungen einhergehen auch die Schilddrüsenhormone und das Kalzium (welches durch das Parathormon der Nebenschilddrüsen gesteurt wird) untersucht werden.
So, ich hoffe, ich habe es nicht zu kompliziert erklärt, es ist aber recht kompliziert und darum darf man sich gar nicht darüber wundern, wenn das System mal aus dem Gleichgewicht gerät wenn man selbst aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Johannes