Lieber Joachim!
Zuerst einmal, herzlich willkommen bei uns am Forum!
Wir alle sind keine Ärzte oder Fachleute, sondern selbst Betroffene, die hier ihre Erfahrungen teilen. Also kein Problem mit Fachausdrücken oder mangelndem Wissen, das Wissen eignet sich jeder im Laufe seiner Erkrankung selbst an, soferne er sich dafür interssiert.
Du hast Deine Situation klar und deutlich beschrieben und sie ähneltt meiner in gewisser Weise. Bei mir war der Ausgangspunkt eine Neuroborreliose mit atoner, allso komplett funktionsuntüchtiger Blase und einem akuten Harnverhalt.
Heute, mehr als ein Jahr später und entsprechenden Behandlungen, Antibiotika, ives (intravesikuläre Elektrostimulation) und einigen mehr, habe ich ebenso die Diagnose eines immer noch verengten, sich nicht richtig öffnenden Blasenhalsees und infolge Restharn zwischen 100 und 300 ml, je nach Situation.
Ich machhe ISK (intermittierender Selbstkatheterismus) durchschnittlich dreimal täglich und hatte damit - Gott sei Dank - nie ein Problemm und nie eine Infektion.
Ich bin mit Hollister VaPro eingestiegen, da dieser mit der Aufsteckhülse und der Schutzfolie wirklich berührungsfrei und risikolos einzuführen ist. Heute verwende ich neben dem VaPro auch den SpeediCath von Coloplast vorwiegend im Büro und auf Reisen und den LoFric, den ich am weichseten finde, wenn ich mal mit den anderen Kathern nicht so gut zurecht komme.
Anfangs hatte ich ein Schleimhautdesinfektionsmittel so verwendet, dass ich es auf einen Tupfer gab und gut abwischte, dies ein zweites Mal mit neuem Tupfer wiederholte. Jeweils kurze Wartezeit. Eine Urologin sagte mir dann, dass das Desinfektiionsmittel mehr der Schleimhaut schade als nütze, daher desinfektioniere ich jetzt nur noch unterwegs und untertags. Morgens und abends katheterisiere ich unmitttelbar nach dem Duschen / Waschen.
Die Harnwegsinfektionen sind eher eine Frage der Immunlage und eventuell noch chronisch vorhandene Infektionen weg zu bekommen.
Ich habe hier einige Massnahmen getroffen und meinen Lebensstil etwas geändert. Konsequent kein Alkohol mehr (bis auf seltene Ausnahmen), ich trinke regelmässig immunstärkenden Tee, vorwiegend Zistrose und Griechischer Bergtee (am Thread Heilkräuter hier am Forum nachzulesen) und bei gefühltem Anflug von Harnwegsinfekt über drei Tage Preiselbeerblättertee. Die Wirkstoffe der Preiselbeere befinden sich ja vorwiegend in den Blätten (auch nachzulesen im Kräuter Thread).
Blut im Harn kann durch Infektionen auftreten, es kann aber auch von Verletzungen kommen. Zur effektiven Behandlung und damit Du die wiederkehrenden Harnwegsinfekte wirklich los wirst ist ein Antibiogramm notwendig. Dazu wird aus dem Harn und eventuell aus einem Harnröhrenabstrich erst einmal eine Bakterienkultur angelegt und nach Bestimmung des oder der Keime gezielt geschaut, gegen welches Antibiotikum diese Keine empfindllich sind. Es gibt leider eine Menge resistenter Keime, die Du sonst nie los wirst!
Ich hatte anfangs auch das Problem, zu akzeptieren, dass ich möglicherweise lebenslang selbst kathetern muss. Ich gehe nach wie vor begleitend zu TCM Therapie (hat mir sehr geholfen, meinen Blasenhals maximal zu entspannen) und Kraniosakraltherapie (hilft mir auch sehr, da der verspannte Blasenhals auch mit der Wirbelsäule zu tun hat). Nach mehr als einem Jahr habe ich Frieden geschlossen mit meiner Blase und mich an des Kathetern so gewöhnt, dass es ganz normal ist, wie Zähneputzen (mit der Zahnseide bin ich schlampiger).
Ich habe mich gegen die Blasenhalsinzision entschieden. Das war aber eine ganz persönliche Entscheidung, da die zu erwartende retrograde Ejakulation auch bei nicht mehr bestehendem Kinderwunsch doch das Sexualempfinden beeinträchtigt und auch ein gewisses Risiko von zumindest leichter Inkontinenz hat. Meine TCM Ärztin meint, dass ich mein Restharnvolumen noch weiter reduzieren kann, es ist eine Frage der Entspannung und des Kopfes und tatsächlich geht es bei Stress schlechter und wenn es mir gut geht, schaffe ich auch unter 100 ml. Das wichtigste für mich war, mit meiner Blase und dem Kathetern keinen Stress mehr zu haben, was ich nach einer Zeit geschafft habe.
So wünsche ich Dir auch einen guten Weg und stelle einfach Deine Fragen.
Alles Gute,
Johannes