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Die „Zukunftsfähigkeit der Selbsthilfe“

11 Jul 2016 11:31 #1 von Waldemar69
Die gesundheitliche Selbsthilfe hat sich in den letzten 35 Jahren von vielen Selbsthilfe-Initiativen zur „4. Säule“ im Gesundheitswesen der Gesellschaft entwickelt:

Als Säule der gegenseitigen Hilfe und des Erfahrungswissens neben den ambulanten, stationären und rehabilitativen professionellen Leistungen. Unter dem Blickwinkel einer weiter gefassten gesellschaftspolitischen Analyse steht die organisierte Selbsthilfe als dritter anerkannter Sektor neben einem hoch professionalisierten Gesundheitssystem und der familiären und alltagsorientierten sozialen Unterstützung. Die alltagsweltlichen Strukturen der Selbsthilfe stellen insbesondere im Gesundheitswesen eine Verbindung zwischen dem primären Laiensystem (Familie, Freundeskreis, soziale Netzwerke) und dem System professioneller Hilfen dar und werden in ihrer ergänzenden Funktion zunehmend anerkannt.

Damit ist Selbsthilfe aus der Diskussion um eine verbesserte gesundheitliche Versorgung allgemein und aus dem Diskurs um die Qualität der sozialen und gesundheitsbezogenen Dienstleistungen in einzelnen Krankheitsfeldern nicht mehr wegzudenken.

Selbsthilfegruppen und Selbsthilfe-Organisationen können auf regionaler und überregionaler Ebene ihre Möglichkeiten stärker denn je einsetzen:

Das Thema der Patientenorientierung im Gesundheitswesen ist nicht nur maßgeblich auch durch die Selbsthilfebewegung mitbestimmt worden, sondern kann jetzt auch gezielt zu einer qualitativen Weiterentwicklung der gesundheitlichen Versorgung genutzt werden.

Die Tatsache, dass in den letzten Jahren der Selbsthilfebereich auch einen Prozess der Professionalisierung erfahren hat, wird von Experten als zweischneidiges Schwert betrachtet und sehr unterschiedlich bewertet. Besteht doch gerade eine der Stärke von Selbsthilfegruppen darin, dass sie vor allem im Gesundheitsbereich eine wichtige Ergänzung zu professionellen Angeboten hinsichtlich von Fragen der Lebensführung, der psychosozialen Folgen chronischer Krankheiten und des Austauschs von Erfahrungen zu medizinischen Behandlungsformen entwickelt und etabliert haben.

Durch diese ergänzenden Angebote und besonders durch die Spezialisierung auf eine Krankheit werden Selbsthilfegruppen oft als ähnlich kompetent wahrgenommen wie professionelle Dienstleistungen. Ihre eigentlich Stärke beziehen sie jedoch aus der Selbstbetroffenheit und den damit zusammenhängenden Austauschmöglichkeiten. In sofern ist die Wahrnehmung von Selbsthilfegruppen als Teil einer (gesundheitlichen und sozialen) Versorgungskette eindeutig Teil einer Erfolgsstory, stellt die Akteure jedoch die Akteure jedoch aufgrund des Erwartungsdrucks auch vor erhebliche Probleme.

So ist die Forderung seit Jahren:

„Hinsichtlich der neuen Herausforderungen solcher struktureller Entwicklungen in der gesundheitlichen Versorgung bis hin zu wettbewerbsorientierten Behandlungspools sind auch auf Seiten der Selbsthilfe dringend neue Strategien zu entwickeln. Hier sollte die neuen möglichen Rollen der Selbsthilfe in zukünftigen integrierten Versorgungsstrukturen analysiert, gleichzeitig aber auch weitere Zukunftsszenarios betrachtet werden“.

Wer Jahrzehntelang Selbsthilfe als Lebensaufgabe (Nicht heute will, morgen kann ich vielleicht?) versteht, ist durchaus in der Lage ein eigenes Resümee für diese Gruppenarbeit zu ziehen.

Wobei „Ehrenamt und Arbeit“, auch so ein Thema, heute eher von Vielen und meine eigene Erfahrung als ein „ehrenamtliches Callcenter“ für Betroffene oder „Ergänzungsinformationspool“ angesehen wird. Die Neigung in Zeiten von „Dr. Google“ als sprachliche Ergänzung, nicht in den realen Gruppenabenden, sondern am Telefon über die „eigene Erkrankung“ Auskunft zu erhalten, wird immer mehr zur Norm.

Ich hätte da nur einmal eine Frage ..?

Finde das schade, weil der persönliche visuelle menschliche Kontakt darüber immer mehr verloren geht. (dem des Angesichts von Mensch zu Mensch eben und dem Empathiefaktor und Verständnis.) Fragen am Telefon zu stellen, gleich wohl eine schnelle Antwort zu bekommen, wenn man ansonsten nicht weiterkommt, ist für viele Anrufende heute der einzig gangbare Weg wenn dem Arzt die Zeit dafür nicht bleibt. Das hat sich gravierend und auch zunehmend verändert in den letzten Jahrzehnten in der Selbsthilfe. (Ehrenamtliche Ergänzungsarbeit vornehmlich am Telefon oder Email, mangels eigener Wissensdefizite über die eigenen Erkrankung.) - So brauche ich jetzt eine Antwort und nicht erst nächsten Dienstag beim Gruppentreffen. Sicher ist auch dieses in dringenden Fällen möglich, aber nicht generell.

Die Gruppe ist der zuständige Faktor:

Vergessen wird dabei eben auch, dass „ihr Gegenüber“ am anderen Ende der Leitung, eventuell ähnliche gesundheitliche Probleme wie sie  selbst hat, vielleicht am Limit seiner eigenen Wissensmöglichkeiten steht um faktisch jederzeit Auskunft erteilen zu können. (Telefonate sollen das spezifische Procedere des individuellen Gruppenumgangs und Themen der Gruppe versinnbildlichen und eben auch nicht mehr. - So ersetzt Selbsthilfe keine Ärzte und schöpft sein Wissen durchgängig aus eigenen Erfahrungen. Schon deshalb interessierte Anrufer immer zu realen Gruppentreffen einlädt. Selbsthilfe ist weniger nur nehmen, sondern gleichzeitig auch etwas zurück zu geben. (eigene Erfahrungen) Foren sind da nur ein Teilaspekt im Ganzen der Selbsthilfe, aber auch hilfreich „Allgemeinfragen“ zum jeweiligen Thema im Vorfeld abzuklären. Im „Speziellen“ (auf Person bezogen) reicht das meiner Meinung nach jedoch kaum aus. Hier ist das persönliche Kennenlernen, aufeinander ein- und zugehen meiner Meinung nach Grundvoraussetzung für eine gedeihliche erfolgreiche Selbsthilfe nach wie vor.

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11 Jul 2016 12:21 - 11 Jul 2016 12:22 #2 von matti
Lieber Waldemar,

ich stimme dir in vielen Punkten ausdrücklich zu.

Manchmal habe ich allerdings ein wenig den Eindruck, du argumentierst wie jemand, der in einem italienischen Restaurant sitzt und davon schwärmt wie toll es doch beim Chinesen ist.

Unser Ansatz ist nun einmal ein etwas anderer, wie deine Selbsthilfearbeit in der Gruppe vor Ort. Dies kann sich ganz prima ergänzen und zudem auch kombinieren. Bernhardine trifft sich beispielsweise regelmässig mit Betroffenen vor Ort, Elke plant eine neue Gruppe und du wirst ja evtl. auch schon einmal das ein oder andere Wort über unseren Verein in deiner Gruppe berichtet haben.

Selbsthilfe vor Ort ist sinnvoll. Vergessen darf man allerdings nicht, dass unser Thema sich erheblich von anderen Selbsthilfethemen unterscheidet. Dies ist schon einmal für ganz viele Menschen eine Hürde. Es ist extrem schwierig Personen vor Ort zu finden, die öffentlich eine Gruppe aufbauen und leiten möchten. Wir sind da ja jetzt schon auf einem guten Weg.

Auch die Inkontinenz Selbsthilfe e.V. bewegt sich nicht ausschließlich online. So haben wir an Messen teilgenommen, eigene Großveranstaltungen organisiert und durchgeführt und unzählige Informationsstände betreut. Im persönlichen Gespräch haben wir zudem mit tausenden Betroffenen und Angehörigen gestanden.

Es gibt jedes Jahr ein fünftägiges Treffen. Auch dort gibt es natürlich die Möglichkeit des persönlichen Austausches.

Durch die hohen Besucherzahlen unserer Homepage, darf man nicht glauben und es ist auch nicht ganz legitim dies mit dem Aufwand einer regionalen Selbsthilfegruppe zu vergleichen, dass wir im ständigen individuellen persönlichen Austausch stehen können.
Dies ist letztlich auf ehrenamtlicher Basis nur als Gruppe oder Team zu schaffen.

Unsere telefonische Kontaktmöglichkeiten nutzten teilweise bis zu 10 Personen täglich. Wer um alles in der Welt sollte dies den zeitlich bewerkstelligen? Solche Gespräche dauerten teilweise eine Stunde und länger.

Weil dies nicht leistbar ist, haben wir den telefonischen Erfahrungsaustausch vor gut 1,5 Jahren einstellen müssen. Bedauerlich, aber sicher nachvollziehbar.

Wir sind als Verein keine regionale Selbsthilfegruppe, was nicht ausschließt das wir diese nicht örtlich fördern und unterstützen. Unser Angebot wird mehr als gut angenommen, was die Besucherzahlen deutlich ausweisen.

Finde das schade, weil der persönliche visuelle menschliche Kontakt darüber immer mehr verloren geht. (dem des Angesichts von Mensch zu Mensch eben und dem Empathiefaktor und Verständnis.)


Gut, persönlicher Kontakt ist mitunter noch einmal etwas anderes. Sei dir versichert, er ist bei unserem Thema aber auch nicht immer erwünscht. Die Anonymität wird von ganz vielen Forenteilnehmern hier mehr als geschätzt.

Ich widerspreche aber deiner Ansicht (zumindest pauschal ausgesprochen), dass ein Empathiefaktor und Verständnis ausschließlich aus dem dem Angesicht von Mensch zu Mensch entstehen kann. Das dem nicht so ist, beweist unser Forum Tag für Tag und Jahr für Jahr. Gerade dies ist unser größtes Pfund. Wir führen hier Menschen zusammen, die sich niemals im Leben sonst begegnet wären, tweilweise schon alleine aus Entfernungsgründen.

Ich finde das unterschiedliche Ansätze ganz hervorragend kooperativ und/ oder auch unabhängig voneinder existieren und vor allem eine Berechtigung haben. Manchmal muss man sich nur einmal für diese unterschiedlichen Formen öffnen.

Gruß

Matti
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11 Jul 2016 13:04 #3 von Waldemar69
Lieber Matti,

sicher hast du recht damit was du beschreibst. Und vergleichbar ist eine regionale Gruppe sicher nicht mit diesem wohl einmaligen Projekt von Euch. Gut, auch ich bringe mich seit Jahren für andere ein und verstehe auch das sich nicht alle Bereiche als „deckungsgleich“ erweisen müssen. Jeder schöpft nun einmal aus seinen eigenen Erfahrungen und Dein Vergleichszitat: „du argumentierst wie jemand, der in einem italienischen Restaurant sitzt und davon schwärmt wie toll es doch beim Chinesen ist“, kann ich so leider „noch“ nicht nachvollziehen. - Aber gut lassen wir das erst einmal so stehen und versuchen uns gegenseitig zu ergänzen. Jeder auf seine Weise. ;)

Gruß Waldemar

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11 Jul 2016 13:47 - 11 Jul 2016 14:04 #4 von matti
Lieber Waldemar,

mein, zugegeben etwas spitzer Vergleich, bezog sich beispielsweise auf derartige Formulierungen von dir:

Foren sind da nur ein Teilaspekt im Ganzen der Selbsthilfe, aber auch hilfreich „Allgemeinfragen“ zum jeweiligen Thema im Vorfeld abzuklären. Im „Speziellen“ (auf Person bezogen) reicht das meiner Meinung nach jedoch kaum aus. Hier ist das persönliche Kennenlernen, aufeinander ein- und zugehen meiner Meinung nach Grundvoraussetzung für eine gedeihliche erfolgreiche Selbsthilfe nach wie vor.


Wo siehst du den den Unterschied, zwischen einem persönlichen Erfahrungsaustausch und einen Erfahrungsaustausch, an dem sich ebenso wie in der Gruppe, mehrere Personen beteiligen können? Ich sehe in einem Vieraugengespräch sogar einen kleinen Nachteil, weil so nur eine Erfahrung und mitunter auch nur eine Meinung im Erfahrungsaustausch einfließt.

Gruppenarbeit leisten beide Selbsthilfeformen, sie ergänzen sich und kooperieren sogar im besten Fall. Sicher ist dies eine "neue", zumindest eine andere Form der Selbsthilfetätigkeit. Ursprünglich war dies auch gar nicht so geplant. Es hat sich im Laufe der Jahre so herauskristalisiert. Ich hatte ja aber auch bereits geschrieben, dass es auch bei uns gar nicht ausschließlich online bleibt. Das beste Beispiel ist doch unser Treffen in Berlin, wo sich bis jetzt 13 Persone angemeldet haben. Quer durch das Bundesgebiet verteilt kommen die Teilnehmer und zwei Teilnehmer gar aus Österreich. Dies kann keine Selbsthilfegruppe vor Ort leisten, was die Arbeit vor Ort aber nicht weniger wichtig macht.

Ich habe so ein ganz klein wenig den Eindruck, dass dir das System hier nicht so gut gefällt, oder du dieses zumindest nicht für ausreichend hälst. Ich bin allerdings der Meinung, dass sich dieses ganz prima ergänzt. Ich finde es nur schade, wenn man die Arbeit die hier geleistet wird, immer mit dem Beigeschmack, sie wäre ganz sicher nicht so wertvoll oder gewinnbringend wie Arbeit vor Ort, versieht. Apropos Geschmack, hier bin ich halt wieder beim Italiener und dem Wunsch chinesisch zu essen.

Ich habe Erfahrungen mit beiden Formen gemacht. Mitunter war den Teilnehmern vor Ort das Kaffeetrinken genauso wichtig wie die Gruppenarbeit. Ich finde beide Selbsthilfeformen extrem sinnvoll.

Eine Ausrichtungsdiskussion zum Verein können wir gerne führen. Dann aber hier im Forum oder persönlich in Berlin. Im Vieraugengespräch ganz sicher nicht.

Dein Titel lautet ja: Die „Zukunftsfähigkeit der Selbsthilfe“. Nun, vielleicht befinden wir uns mit unserem Angebot bereits in der "Zukunft" der Selbsthilfe. In meinem Wohnort liegt zumindest schon einmal die Wiege der klassischen Selbsthilfe. In besonderer Weise hat sich nämlich Michael Lukas Moeller um die Selbsthilfegruppen verdient gemacht. In den 1970er Jahren beschäftigte er sich mit dem Phänomen, dass der Austausch und eine wechselseitige Beratung von Menschen, die dasselbe Problem haben, helfen kann, das Problem zu lösen. Er kann als der wichtigste Gründer der neuen Selbsthilfegruppenbewegung in Deutschland gelten. Dies hat er in seiner beruflichen Zeit in Gießen realisiert.

Gruß

Matti

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11 Jul 2016 15:27 #5 von Waldemar69
Aber ja doch, Matti! - Um Himmelswillen nur nicht mehr hinein interpretieren zu wollen als dein oder mein oder unser gemeinsames Thema „Selbsthilfe“ hergeben kann. Beides ist notwendig. Absolut. Nur bei der Vergleichsform hatte ich etwas Schwierigkeiten. Ich bin von Hause aus manchmal ein etwas nüchterner Analyst. Hat wohl auch etwas mit meinem ehemaligen Beruf zu tun. Ein Selbsthilfegruppe hat immer einen festen Kern. (Sonst ist sie keine) Nennen wir es, die Leute die bereit sind etwas zusammen machen zu wollen. Jeder nach ihren „persönlichen Möglichkeiten“. - Danach kommen wir auch schon zu den individuellen Befindlichkeiten jedes Einzelnen und der Meinungsvielfalt und den Ansichten zur vorgetragenen Sache und im Findungsprozess was wir „gemeinsam“ tun können. Beispielsweise unsere Gruppenzusammengehörigkeit zu stärken. Das ist der eigentliche anhaltende Entwicklungsprozess und Zusammenhalt innerhalb einer jeden Gruppe, wenn diese über Jahre funktionieren soll. (Gemeinsames Ansinnen und Vorstellungen, innerhalb der Gruppe) Einfache Vorgaben machen, halte ich für nicht besonders hilfreich.

Ist Grundvoraussetzung in jeder informellen Gruppe. Sei diese noch so klein. Das meinte ich mit „muss nicht immer deckungsgleich“ sein. Natürlich gehe ich davon aus das du wie ich und der „feste Kern eures Vorstandes“ durch jahrelange Erfahrungen und Faktenlage ein schlüssiges Konzept erarbeitet hat.

Du hast es ja bereits ausführlich beschrieben, Das habe ich auch so verstanden. Bei euch ist es dieses „funktionierende tragbare Konzept“ was du vorgetragen hast und das finde ich auch gut so.

Die andere Seite ist die eigentliche ständige Gruppenarbeit und der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe. Jedes noch so kleine Team braucht einen Leader. Welcher sich mit Vorstand oder Beisitzern tragbare Ziele und Wünsche für Mitglieder vorausdenkt und diese dann am Gruppenabend mit den Mitglieder über dessen Auslegung bespricht. - Nichts anderes geschieht auch bei uns.

Wenn du meine Ausführungen als „spitz“ (Forum) betrachtest, ist das etwas was ich so überhaupt nicht kenne. - (Hätte Selbsthilfe allein mit einem regionalen Forum nie diesen Erfolg. Möchte es auch gar nicht.) Eine Gruppe wie die unsrige, ist eine homogene über viele Jahre gewachsene, die sich ständig sieht, zum Teil mehrmals monatlich untereinander trifft. Man kennt sich eben. Man ist Freund. Nicht nur auf den monatlich stattfindende Gruppentreffen mit wechselnden Besuchern. Die kommen und gehen. So ein Forum oder meine verschiedenen Gesundheitsseiten sind immer ein frei bleibendes kostenloses Gruppenangebot an unsere Mitglieder oder eben Freunde. Jahrelange persönliche Freunde aus ganz Deutschland. - Sie benutzen es und gestalten es mit. Bringen auch ihr Wissen ein.

Da ich mittlerweile ziemlich erkrankt bin, gehört es eben auch zu meinen Aufgaben an eine Zukunftssicherung und ihrem Fortbestand unserer Gruppe zu denken. Ich werde 70 Jahre und bin schwer krank, mit wirklich ungewisser Zukunft. Da kann ich es und mir mir kaum leisten nur unter dem Zufallaspekt: „Selbsthilfe“ trägt sich schon irgendwie von selbst“, belassen. 16 Jahre Gruppenarbeit gibt man nicht einfach so auf. Das sind 160 monatliche Gruppentreffen. (10 x im Jahr plus zusätzliche Veranstaltungen in zwei Landkreisen.) Mit Schwärmerei hat das sicher nichts zu tun.

Deshalb bin ich mit dem „hartem Kern“ unserer Gruppe zusätzlich unterwegs und besuche Veranstaltungen, Kliniken usw. Oder lade Referenten zu uns ein oder gebe eigene Vorträge zum jeweiligen Thema. Schreibe Leserbriefe, habe Accounts in lokalen Onlinenachrichtenportalen und bitte Freunde die bei uns schreiben wollen, mir dabei zu helfen. Mache mit Freunden externe Kommunikation, eigene PR. Ich werde auch am 20.07. in meiner Gruppe beim nächsten Treffen mit dem Inkontinenz e.V. - Portal sicherlich für die „gute Sache“ werben. Einen Link habe ich schon vor einigen Monaten auf unsere Homepage gestellt.

Man kann Selbsthilfe machen oder sie „Leben“. Es kann durchaus ein Unterschied sein. - An deinen guten Absichten habe ich nie gezweifelt. - Sonst wäre ich sicher nicht hier und in den Verein als Mitglied eingetreten.

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12 Jul 2016 00:32 #6 von Ano
Lieber Waldemar!

Deine Arbeit, die Du innerhalb Deiner Selbsthilfe-Gruppen leistest, ist bewundernswert. Du schreibst u.a.:

16 Jahre Gruppenarbeit gibt man nicht einfach so auf. Das sind 160 monatliche Gruppentreffen. (10 x im Jahr plus zusätzliche Veranstaltungen in zwei Landkreisen.) Mit Schwärmerei hat das sicher nichts zu tun.

Deshalb bin ich mit dem „hartem Kern“ unserer Gruppe zusätzlich unterwegs und besuche Veranstaltungen, Kliniken usw. Oder lade Referenten zu uns ein oder gebe eigene Vorträge zum jeweiligen Thema. Schreibe Leserbriefe, habe Accounts in lokalen Onlinenachrichtenportalen und bitte Freunde die bei uns schreiben wollen, mir dabei zu helfen. Mache mit Freunden externe Kommunikation, eigene PR.


Dabei solltest Du allerdings beachten, dass niemand hier auch nur ansatzweise so viel Zeit investieren kann, wie Du es tust.
Am Wollen liegt es ganz bestimmt nicht, am Können aber schon.
Viele hier sind beruflich und/oder familiär sehr eingespannt, dazu kommen die eigenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die z.B. teilweise sogar schon das Schreiben am PC schwer möglich machen.
Hier sind nicht nur Menschen vertreten, die durch eine Prostataektomie inkontinent geworden sind, sondern deren Inkontinenz zum Teil ganz andere gesundheitliche Ursachen hat. Diese wiederum führen dazu, dass Aktivitäten wie PR, Leserbriefe schreiben, Vorträge halten, reisen, diverse Gesundheitsseiten erstellen und pflegen, usw. überhaupt nicht möglich sind.
Aus diesem Grund - und auch unserer weit verzweigten, bis ins Ausland reichenden Klientel geschuldet - sind Deine hehren Ziele in unserem Verein nicht 1:1 umzusetzen.
Ich fände es aber toll wenn wir uns ergänzen und uns gegenseitig helfen würden.

LG, Ano
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12 Jul 2016 08:38 #7 von Waldemar69
Liebe Ano,

danke dir für deine Ausführungen zu meine vielseitigen Initiativen. Gesternabend lief im Fernsehen mit Didi Hallervorden das „letzte Rennen“ über den fiktiven Marathonolympiasieger Paul Averhoff, der im hohen Alter versucht, durch erneute Teilnahme am Berlin-Marathon der Eintönigkeit seines Daseins zu entkommen. - Das ist auch das Problem vieler. Ich muss nicht dieser Eintönigkeit im Alter entkommen, denn ich habe über Jahrzehnte solche Dinge getan und werde sie tun so lange ich lebe. - Klar ist und ich werde immer wieder gefragt, wo nimmst du nur bei deiner angeschlagenen Gesundheit diese Kräfte her? - Ich weiß es nicht. 2011 hatte ich die Schweinegrippe, lag 33 Tage im Koma, hatte dabei ein Nahtoderlebnis und überlebte das mit einer Sepsis, Nierenversagen, multiplen Organversagen, einem multiresistenten Keim auf der Intensivstation. Habe wie ihr auch die Widrigkeiten des Gesundheitssystem dabei kennengelernt. In mir ist seitdem nur „Friede ohne Ängste“, den was danach kommt ist mir nicht mehr fremd. Deshalb mache ich das. Ich will dafür nicht einmal mehr Anerkennung, weiß ich doch wie Menschen auch sein können. Mit allen ihrem Denken. Darauf kommt es mir überhaupt nicht an. Alles was ich schreibe kommt direkt aus mir. Mein Wissen, mein Können und die Gewissheit mit Mitmenschen zusammen sein zu wollen, die ein ähnliches Schicksal mit mir teilen wollen.

Ich verstehe auch die Skepsis vieler und die ständige Frage: „Weshalb machst du das bloß? - Was steckt bei dem wirklich dahinter? Was versprichst du dir persönlich davon? Niemand wird es dir danken, kaum einer verstehen“. Nun, die Menschen sind nun einmal wie sie sind und das habe ich immer akzeptieren können. Der eine so, der andere so. Ich erwarte nicht das Menschen es mir gleichtun. Weiß es aber auch zu schätzen was und wie ihr euer Zusammenwirken versteht und wie ihr das seit vielen Jahren miteinander macht. Menschlich pfleglich miteinander umgeht, trotz oder gerade wegen euren gesundheitlichen Handycups. - Wie sagte Marathonolympiasieger Paul Averhoff in dem Film: „Niemals aufgeben! - denn wer aufgibt hat schon verloren“. - Weitermachen. Jeder was er dazu beitragen vermag. - Das ist es. Und mehr nicht.

Matti habe ich angeboten an eurem Forum mitzuwirken, da ich jetzt auch euer Vereinsmitglied bin. Auch dabei zu beizutragen so etwa technisch mit umzusetzen. Einfach so und ohne jeglichen Hintergedanken. Wozu auch sonst? Habe mir nichts mehr zu beweisen in meinem Leben.

Das Ganze in unserem Leben erinnert mich auch immer wieder an Hoimar von Ditfurth (habilitierter deutscher Arzt und Journalist. Bekannt wurde Hoimar von Ditfurth vor allem als Fernsehmoderator und populärwissenschaftlicher Schriftsteller) und seinem legendären Fernsehvortrag: „der Ast auf dem wir sitzen“ oder seinem Zitat mit dem Apfelbäumchen.

Wir dürfen niemals aufgeben, solange für uns noch ein neuer Tag beginnt. - Nicht zu vergessen, die Sonne scheint immer, auch wenn es Tage gibt, indem sie Wolken verhangen ist.

Wünsche dir und auch den anderen Mitgliedern einen schönen Tag

Waldemar

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