Guten Morgen Tia,
zunächst einmal danke, dass du so offen deine Geschichte teilst. Es hört sich nach einer sehr belastenden Situation an, und ich hoffe, dass du bald Erleichterung findest.
Es ist offensichtlich, dass du hier nur eine gekürzte Darstellung der Geschehnisse und des Arztgesprächs gibst. Mich überrascht jedoch, dass nach einem einzigen Vorfall sofort invasive Therapien geplant werden. Meiner Ansicht nach sollte zunächst eine gründlichere Abklärung der Ursachen in den Vordergrund gestellt werden.
Einschätzung des Vorgehens der Ärzte
Akuter Handlungsbedarf:
Die Tatsache, dass du eine erhebliche Menge von Restharn (750 ml) hattest, erforderte unmittelbares Eingreifen. Ein solcher Restharn kann schwere gesundheitliche Folgen haben, wie Harnwegsinfektionen, Blasen- und Nierenschäden. Daher war die Anlage eines Katheters eine notwendige kurzfristige Maßnahme, um den Druck von der Blase zu nehmen und Komplikationen zu verhindern.
Langfristige Diagnostik und Therapie:
Deine Ärzte haben bereits eine mögliche Ursache, eine Nervenquetschung im Rücken, identifiziert. Allerdings ist es wichtig, die genaue Ursache gründlich abzuklären, bevor invasive Maßnahmen wie ein Blasenschrittmacher in Betracht gezogen werden.
Ursachenermittlung und mögliche diagnostische Schritte
Bevor langfristige Maßnahmen ergriffen werden, sollten folgende diagnostische Untersuchungen in Betracht gezogen werden:
Urodynamische Untersuchung:
Diese Untersuchung misst den Druck in der Blase und Harnröhre sowie den Urinfluss. Sie kann helfen, funktionelle Störungen der Blase zu identifizieren.
Neurologische Untersuchung:
Wenn eine Nervenquetschung vermutet wird, sollte eine gründliche neurologische Untersuchung erfolgen. Dazu kann auch eine elektromyographische Untersuchung (EMG) gehören, die die Muskelaktivität überwacht.
Bildgebende Verfahren:
MRI (Magnetresonanztomographie) des unteren Rückens und eventuell des Beckens, um strukturelle Probleme oder Nervenkompression sichtbar zu machen.
Ultraschall für eine erneute Beurteilung der Blase und der umliegenden Strukturen.
Uroflowmetrie:
Diese Untersuchung misst, wie schnell und wie viel Urin du bei einem Toilettengang lässt. Das kann Information über mögliche Abflusshindernisse oder Muskelproblemen liefern.
Blasenmuskulatur-Tests:
Tests zur Funktionsfähigkeit des Detrusormuskels (Blasenmuskel).
mögliche Therapieoptionen
Medikamentöse Therapie:
Bisher nimmst du Ubretid ein, das cholinerge Effekte hat. Es gibt jedoch weitere medikamentöse Möglichkeiten, die abhängen von der genauen Diagnose.
Intermittierender Selbstkatheterismus (ISK):
Auch wenn die Erfahrung damit unangenehm war, könnte dies eine kurzfristige Lösung sein, die dir hilft, Komplikationen zu vermeiden, bis eine definitive Ursache gefunden und eine geeignete Therapie begonnen werden kann.
Physiotherapie:
Manchmal kann eine gezielte Physiotherapie oder spezielle Übungen für den Beckenboden die Funktion der Blase verbessern.
Interventionelle Maßnahmen:
Der Blasenschrittmacher, wie von den Ärzten vorgeschlagen, könnte eine langfristige Lösung sein, jedoch sollte dies vorher gründlich mit allen diagnostischen Ergebnissen untermauert sein.
Persönliche Überlegungen
Es ist verständlich, dass du dich überfordert fühlst. Katheterismus und invasive Therapien sind für niemanden einfach zu akzeptieren. Es wäre sinnvoll, ein offenes Gespräch mit deinem Urologen zu führen und die diagnostischen Schritte gemeinsam durchzugehen. Möglicherweise kann dir auch eine Zweitmeinung von einem spezialisierten Zentrum für Neuro-Urologie oder eine interdisziplinäre Fallbesprechung weiterhelfen.
Bleibe beharrlich in deinem Anliegen, alle möglichen Ursachen abzuklären, und sei offen für interimistische Lösungen, die dir in der Zwischenzeit Linderung verschaffen können.
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du bald eine zufriedenstellende Lösung findest.
Herzliche Grüße
Matti