Liebe Alex,
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schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Es mag zwar komisch klingen, da es sich bei den Erkrankungen, über die wir hier diskutieren, ja um unerfreuliche Ereignisse handelt, aber dennoch macht es Freude, Deine Beiträge und den darauffolgenden Diskussionsverlauf zu lesen. Du formulierst sehr klar, aussagekräftig und verständlich, sodass der nachfolgende Diskussionsverlauf ebenso klar und aussagekräftig folgt. Du bedankst Dich fürs Lesen und Durchhalten, das war ganz leicht, jetzt musst Du Durchhalten, wenn Du meinen Beitrag wirklich lesen willst, weil der wird länger, sorry.
Danke auch für Deine sympathische Vorstellung und Deine ebenso schnellen Antworten auf die Beiträge.
Ich möchte auf zwei Punkte Deiner Beschreibungen und Fragen eingehen:
Die eine Frage beschäftigt sich mit den Urinmengen, die in gewissen Situationen sehr schnell nach Entleerung der Blase wieder produziert werden. Du beschreibst das beim Liegen und Ausspannen. Dieses Thema ist in dem Forum schon an anderen Stellen mehrfach diskutiert worden und es gibt diverse Erklärungen und Erklärungsversuche. Gewebewasser ist eine der Erklärungen, ADH (Antidiuretisches Hormon, auch Vasopressin)-Aktivität eine andere, es hat ursächlich nicht nur mit der Flüssigkeitszufuhr zu tun. Jedenfalls bist Du mit diesem Phänomen nicht alleine. Ich selbst kenne das nur allzu gut, es gibt Phasen, in denen ich halbstündlich aufs Klo muss und jeweils 300-400 ml pinkle, obwohl ich kaum trinke und andere Phasen, in denen ich viel trinke und erst nach 4 Stunden Harndrang verspüre und vielleicht gerade einmal 250 ml produziert habe. Bei mir ist die Harnproduktion auch sehr von den psychischen Faktoren abhängig, also es ist nicht nur der Harndrang, ich produziere auch gemessen in gewissen Stresssituationen mehr Urin. Oder bei kaltem Wetter / kalten Füssen. Hier ändern sich ebenfalls die Harnmengen und nicht nur der Harndrang. Bei mir kommt nur zusätzlich erschwerend dazu, dass ich bei Stress mehr Restharnvolumen habe und dadurch die Blase auch noch schneller voll ist, aber auch wenn ich komplett auskatheterisiere, dauert es einmal nur 30 Minuten, bis die Blase wieder voll ist und ein anderes Mal dauert es 4 Stunden.
Das andere Thema, welches Du beschreibst handelt von einer Entzündung der Blase und Harnröhre, welche nicht bakteriell verursacht ist. Und die offenbar auch Ursache für Deine häufig notwendige Blasenentleerung ist. Das mit der zu kleinen Blase kommt mir seltsam vor, es geht wohl um das Fassungsvermögen, bis Du den Harndrang hast und der ist bei einer entzündeten Blase eben viel schneller erreicht. Auch das kenne ich gut, ich hatte eine Entzündung durch einen Suprapubischen Katheter, aber ohne Bakterien. Gut, ich hatte Leukos, Blut und Protein im Harn, also die Entzündung war auch nachweisbar, aber eben keine Bakterien. Zu dieser Zeit musste ich alle Nasen lang pinkeln und die Volumina waren zwischen 50 und 150ml. Die Schmerzen in der Blase, im Becken und in der Harnröhre waren so schlimm, dass ich kaum gehen konnte. Als der Katheter rausgenommen wurde und ich auf ISK umgestellt war, besserte sich das sehr schnell, mein Harn wurde unauffällig und das Füllungsvolumen bis zum Harndrang lag zwischen 200 und 400 ml. Heute ist es auch so, aber manchmal muss ich ganz dringend und habe nur 200 drinnen, dann ist der Harndrang wieder nicht so groß und ich habe 400 in der Blase.
Die Schmerzen und das Ziehen in der Harnröhre blieben noch relativ lange bestehen. Die Ärzte glaubten ja nicht, dass es KEINE Bakterien sind, ich habe dreimal Abstriche bekommen, es waren Bürsten, Pinsel, Wattestäbchen und andere kleine Folterwerkzeuge in meiner Harnröhre, es wurden Kulturen angelegt und PCR Nachweise versucht – nichts, nicht einmal Ureaplasmen, Mykoplasmen oder Chlamydien, die man mir allesamt andichten wollte. Nachdem sie in der Harnröhre und in der Blase nichts fanden, wurde auch die Prostata verdächtigt, obwohl sie nicht schmerzte und es wurden Kulturen aus meinem Ejakulat angelegt, nichts, alles negativ.
Entzündung ohne (nachweisbare) Bakterien, natürlich gibt es das. Und da sind Antibiotika nicht zielführend. Gut, am Beginn meiner Erkrankung waren es Borrelien, also doch Bakterien, die man so nicht nachweisen kann und als die Borrelien mit ganz spezifischen Antibiotika weggeräumt waren, blieb eine Entzündung noch lange bestehen, sicher waren die vielen Untersuchungen, Urografie, Uroskopie, Abstriche nicht förderlich, aber es kann auch ein zusätzliches Virus, eine Allergie, eine Autoimmungeschichte, vieles andere für eine chronifizierende Entzündung verantwortlich sein. So, wie ich äußerlich auch immer wieder gerötete, schuppende Haut im Gesicht habe, so kann es auch drinnen zugehen. Bei Stress schlechter, bei Aufregung ganz schlecht. Drum reg ich mich nicht mehr auf. Versuche es zumindest.
Ich bin dann die Schmerzen und Entzündungen in der Harnblase und Harnröhre dann doch losgeworden, allerdings hatte ich das Problem ja nicht so lange wie Du, aber es soll Dir Mut machen, Du kannst das auch wieder los werden oder soweit verbessern, dass Du gut damit leben kannst.
Nachdem meinen schulmedizinischen Ärzten trotz zahlreicher negativer Belege für eine bakterielle Entzündung trotzdem nichts besseres eingefallen ist als neue Antibiotika, habe ich diese dann verweigert und mir angesehen, was an Alternativen für mich infrage kommen.
Braco, der Wunderheiler, wurde ausgeschlossen, obwohl ich das auch respektiere, dass bei manche Menschen bei derartigen Veranstaltungen Selbstheilungskräfte freigesetzt werden. Vieles andere habe ich auch ausgeschlossen, habe dann aber folgende Maßnahmen/Behandlungen durchgeführt:
-ich habe auf Matti gehört und aufgehört, unentwegt an meine Erkrankung zu denken und mir Urlaub gegönnt
-ich habe 1x täglich einen Kaffelöffel Manuka Honig MGO 400 geschleckt oder aufs Brot aufgestrichen gegessen (sauteuer, es gibt noch MGO 550+, der ist noch sauteurer. MGO = Methylglyoxal, der Wert gibt die Konzentration an)
-Akupunktur 1x wöchentlich. Der Effekt war für mich überraschend, während der 20 Minuten Liegezeit waren meine Schmerzen immer verschwunden, sie kamen aber spätestens am nächsten Tag wieder.
-TCM Granulat Teezubereitung (traditionelle chinesische Medizin) in speziell, immer wieder angepasster Zusammensetzung durch TCM Ärztin, die auch Akupunktur macht, verschrieben. Teilweise wirklich grauslich, aber nach dem Spruch meiner Mutter „nur Grausliches hilft“ habe ich es anfangs mit Todesverachtung 2x täglich getrunken, später mich an den Geschmack gewöhnt.
-ich habe, auf der Couch, mit Akupunkturnadeln wehrlos gemacht und von der Ärztin nach meinem psychischen Zustand befragt, viel geheult
-ich trinke keinen Alkohol mehr, dafür viel Tee, verschiedene Sorten, bevorzugt Griechischen Bergtee, frisch gerupfte Zitronenverbene, Melisse, Bergkräuter
-ich katheter 2x am Tag meine Blase leer
-ich musste, sollte lernen, mich zu gedulden, an dem arbeite ich noch
So, wenn Du mich jetzt fragst, was denn geholfen hat, vielleicht nur die Zeit und ohne dem, auch teuren, zusätzlichen Alles, was ich da mache, wäre es auch so. Vielleicht. Aber darauf wollte ich nicht warten. Bin ja immer noch ungeduldig. Vielleicht das Eine oder auch das Andere oder alles in Kombination. Mein Wille, dagegen anzukämpfen und mein Leben nicht von meiner Erkrankung bestimmen lassen zu wollen?
Jede / Jeder muss da seinen eigenen Weg suchen und finden. Du schreibst, dass eine IC ausgeschlossen werden konnte. Gut! Das ist wie die gute Nachricht bei chronischem Durchfall, wenn Morbus Crohn ausgeschlossen werden kann. Dann gibt es auch eine berechtigte Hoffnung für Dich. Ich meine, nicht nur den Zustand von vor der Blasenspiegelung zu erreichen, sondern noch einen Schritt weiter. Setz Dir Deine Ziele aber nicht zu hoch, sei mutig und vor allem: lass Dir nichts einreden: nur Du weißt, was Dir am Ende gut tut.
Johannes