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Blasenentleerungsstörung nach langjähriger Verengung

01 Aug 2015 18:23 #1 von geleb
Hallo Forum,

ich bin froh, dieses Forum gefunden zu haben und hoffe auf den ein oder anderen Tipp. Meine Geschichte ist etwas umfangreicher, ich versuche aber, mich kurz zu fassen. Danke schon mal an jeden, der sich die Zeit nimmt!

Ich bin männlich und 34 Jahre alt.

2009 ging ich (damals 28) zum Urologen weil Wasserlassen bei mir immer schon recht lange gedauert hat. Es entsteht ein Druck im ganzen Bauch aber es kommt nur ein leichter Strahl - mein Uroflow ist einen Meter lang. Der Urologe führte eine Blasenspiegelung durch, stellte ausgeprägte Blasenmuskulatur fest und empfahl eine Meatoplastik zur Behebung einer Harnröhrenenge - bei mir "wäre alles recht eng".

Bei der OP ein paar Wochen darauf wurde eine inkomplette Harnröhrendopplung über 3cm festgestellt und beseitigt. Ich hatte am Penis also zwei Ausgänge, von denen einer ein kurzes Stück Harnröhre war. Das wurde entfernt.

Trotz der OP und obwohl meine Harnröhre weit genug ist, wurde das Wasserlassen für mich nicht leichter: Es tröpfelt mehr und die Blase entleert sich nicht völlig (Restharn damals bis zu 200ml).

Wiederholte Blasenspiegelungen ergaben keine Enge o.ä., allerdings eine sehr ausgeprägte Blasenmuskulatur. Die Blasenspiegelungen erfolgten unter Kurzzeit-Narkose.

Alphablocker Tamsulosin wurde probiert mit nur marginaler Verbesserung.

Es wurde bei einer Videourodynamik festgestellt, dass der Blasenhals beim Wasserlassen nicht richtig öffnet. Bei dieser Untersuchung kollabierte ich - es war einfach zu schmerzhaft und weil sich meine Gedanken eh ständig um die Blase drehen, wurde das alles wohl zu viel für mich :pinch:
Für den Blasenhals wurden wieder Alphablocker versucht.

Ich begann parallel mit Beckenbodentraining, autogenem Training, etc. und so vergingen ein paar Jahre, ohne wirkliche Besserung. Ich hatte mich arrangiert und daran gewöhnt, ständig ohne Drang auf die Toilette zu gehen um die Blase einigermaßen leeren zu können. Bei jedem Wasserlassen entstand ein großer Druck in meiner Bauchgegend, trotzdem tröpfelt es nur bzw. es entsteht nur ein schwacher Strahl.

Im Jahr 2014 trat dann ein neues Symptom auf: Ich verliere einzelne Urin-Tropfen. Tagsüber habe ich das relativ gut im Griff, aber nachts rinnt dann mehr und mehr Urin aus, so dass ich mit nasser Hose aufwache. Daraufhin ging ich wieder zum Urologen, in die Klinik, in der ich auch 2009 operiert wurde. Es wurden dort Restharnwerte von 400ml festgestellt und der Arzt meinte, die Inkontinenz entstünde, weil meine Blase überlaufen würde.

Es wurde eine erneute Blasenspiegelung angeordnet, um sicherzustellen, dass keine erneute Verengung o.ä. vorliegt. Bei dieser Untersuchung kollabierte ich erneut, bereits nach wenigen Minuten. Nun soll diese Spiegelung nächste Woche unter Narkose wiederholt werden. Zudem soll mir dann ein Bauchdecken-Katheter eingesetzt werden, damit sich die Blase vollständig entleeren und entspannen kann.

Dieser Katheter schreckt mich ab - ich bin ein sehr aktiver Mensch, habe Angst vor Einschränkungen und finde es auch nicht besonders hygienisch. Andererseits ist Selbstkathetern für mich noch weniger vorstellbar, weil ich dabei wohl wieder kollabieren würde, so blöd es klingt.

Mir wurde im Gespräch in Aussicht gestellt, dass aller Voraussicht nach nur eine Schlitzung des Blasenhalses Abhilfe wird schaffen können. Dafür habe ich auch große Angst, weil es irreversibel ist, Auswirkungen auf meine Zeugungsfähigkeit und mein Liebesleben hätte. Ich will sowas mit 34 Jahren eigentlich nicht machen.

Meine Hoffnung ist nun, dass vielleicht jmd. einen Tipp für mich hat, was ich noch tun könnte. Ich als Laie habe das Gefühl, dass meine Blase einfach in ihrer Funktion gestört ist weil über 28 Jahre eine organische Fehlbildung vorlag. Gibt es hier keine Chance der Behandlung durch Blasentraining, Medikamente, etc.?
Kann sich durch den Katheter meine Blase vielleicht sogar mal eine Weile entspannen und ich somit für Besserung sorgen?

Ich freue mich über jede Einschätzung!

Vielen Dank, Jens
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01 Aug 2015 21:09 #2 von Bernhardine
Hallo Jens,

herzlich willkommen hier im Forum!
Leider kann ich dir nicht helfen, ich bin eine Frau und habe auch eine andere Blasenentleerungsstörung.
Aber du darfst nicht ungeduldig werden, wenn du etwas auf eine Antwort von einem anderen Forumsmitglied warten musst - es ist ja gerade in den meisten Gegenden Deutschlands Urlaubszeit und deshalb sind einige seltener im Forum.

Spontan würde mir Johannes als möglicher Ansprechpartener einfallen, aber er hat sich gerade für eine Woche abgemeldet, weil er unterwegs ist und in dieser Zeit kein Internet hat.
Er kennt sich sowohl mit Harnverhalt wie auch beim Kathetern aus und wird dir sicher gern bald Auskunft geben.

Also - es ist kein Desinteresse, wenn es zur Zeit etwas dauert mit einer passenden Antwort!

Bis bald und alles Gute!

Bernhardine

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01 Aug 2015 21:47 #3 von Ano
Moin lieber Jens!

Herzlich willkommen hier im Forum, auch von mir - und leider bin ich auch eine Frau
und kann Dir somit ebenfalls nicht helfen.

Aber, wie Bernhardine schon schrieb, wir haben hier ein paar "tolle Männer", die selbst schon einiges durchgemacht haben und sowohl einen Bauchdeckenkatheter hatten als auch selbst katheterisieren (intermittierender Selbstkatheterismus, ISK). Auch die von Dir beschriebenen Untersuchungen haben sie schon teilweise selbst erlebt/durchlebt. Von daher wirst Du sicher bald ein paar aufschlußreiche Antworten bekommen.

Also, ich hoffe, dass Du baldmöglichst adäquate Antworten auf Deine Fragen bekommst,
denn Dein nächster Termin ist ja schon nächste Woche.

Du schreibst, dass Du nächste Woche im Zuge einer erneuten Blasenspiegelung (unter Narkose) einen Bauchdecken-Katheter gesetzt bekommen sollst. Ist damit ein suprapubischer Katheter (SPK) gemeint? Wenn ja, dann lies Dir mal dieses Posting von unserem Johannes durch. Er schreibt, dass das Setzen und auch das Ziehen eines solchen Katheters relativ unproblematisch sei. Zur Entlastung Deiner Blase wäre das vorübergehend sicher kein schlechter Weg ... Lies mal hier: Klick

Ich drück Dir die Daumen, dass Du bald Antworten auf Deine Fragen bekommst
und dass nächste Woche alles gut verläuft.

LG, Ano
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02 Aug 2015 07:46 #4 von Johannes1956
Lieber Jens!

Ich wünsche einen schönen guten Morgen! Nachdem ich erst morgen auf Reisen gehe und ich Deinen Beitrag gelesen habe, nehme ich mir jetzt doch Zeit, Dir bestmöglich zu antworten.

Obwohl ich Dein Problem ja nicht unbedingt als rein männliches Problem sehe, bei dem ich Dir als Mann besonders gute Tipps geben kann, aber trotzdem danke einmal an unsere Frauen, dass sie Dich hier gleich so herzlich begrüßt haben. Ich fürchte, ich habe mehr Fragen als Antworten.

Der Reihe nach. Erst einmal danke für Deine Vorstellung und sehr verständliche Beschreibung Deiner Situation. Es tut mir sehr leid, dass die richtige Diagnose erst im Alter von 28 Jahren gestellt werden konnte und Du nun mit den Folgen einer lange andauerenden Harnabflussbehinderung konfrontiert bist. Aber nach meiner Einschätzung hast Du gute Aussichten, Deine Situation deutlich zu verbessern. Für mich klingt Deine Beschreibung noch nach einer ärztlich-diagnostischen Unsicherheit, aber wohl deswegen ist nochmals Blasenspiegelung vorgesehen. Nach meiner Einschätzung sollte auch eine urologische Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel gemacht werden, diese gibt die genaueste Darstellung von Abflussbehinderungen. Ich selbst hatte so eine Untersuchung auf der Neurourologischen Universitätsklinik Innsbruck, die nicht nur eine sehr gute technische Ausstattung hat, sondern auch die notwendige Fachexpertise bis hin zu neurologischen Fragestellungen.

Auch dies würde ich untersuchen lassen, ob nicht eine neurologische Störung vorliegt.

So weit ich es bei Dir verstanden habe, lag durch eine Fehlbildung 28 Jahre lang eine Abflusstörung vor, die zu einer verstärkten Blase führte. Handelt es sich um die Diagnose "Balkenblase"? Dies sieht man üblicheweise bei Männern, die durch Prostatavergrösserung die Abflussstörung über mehrere Jahre haben. Nach Beseitigung der Ursache muss sich die Blase erst auf die veränderten Gegebenheiten einstellen. in dieser Situation kann es auch zur sogenannten "instabilen Blase" mit Inkontinenz führen, da die Blase die volle Kraft gibt, aber die Abflussbehinderung ja nicht mehr da ist.

Bei Dir scheint es anders zu sein. Du beschreibst ja noch eine Ablussbehinderung, obwohl sich die Harnröhre als weit genug ohne Hindernis darstellt, soweit ich das richtig verstanden habe. Du schreibst, dass das Problem ein verengter Blasenhals ist.

Enstehen die Schmerzen bei den Untersuchungen wirklich durch diesen verengten Blasenhals? Wie weit spielen psychische Faktoren mit? Ich habe auch die Diagnose verengter Blasenhals mit Restharnbildung nach einer komplett atonen Blase im Zuge einer Neuroborreliose. Ich habe die vorgeschlagene Blasenhalsinzision ebenfalls abgelehnt, aber dazu später.

Zur Zeit, als ich meine Blase gar nicht entleeren konnte, hatte ich einen suprapubischen Katheter (SPK), das war eine Notwendigkeit durch den kompletten Harnverhalt als bessere Alternative zum transurethralen Katheter. Aber auch der SPK bereitete bald Probleme mit nichtbakterieller Entzündung und Schmerzen in der Blase. Ich bin dann auf ISK umgestellt worden und das geht bis heute sehr, sehr gut.

Aus dieser Erfahrung heraus, und beim Befund einer normalen Harnröhre, empfehle ich Dir ISK. Eventuell ist zur Überbrückung und akuten Entlastung der SPK gut, denn mit einem offenen SPK (bei dem der Harn unentwegt in ein Säckchen läuft) kann die Blase maximal entlastet werden. Das wird auch, so meine ich es mal gelesen zu haben, in urologischen Richtlinien so empfohlen, für eine bestimmte Dauer, die mir jetzt nicht bekannt ist. Das ist jedenfalls keine Dauerlösung und nach einer, vom Arzt empfohlenen Zeit musst Du sowieso auf ISK umstellen, wenn Du noch Restharn hast.

Das Funktionieren von ISK ist eine Frage der Entspannung, so wie das Öffnen des Blasenhalses eine Frage der Entspannung ist. Das musst Du lernen. Ich betrachte Beckenbodentraining als kontraproduktiv, da Du dabei den Beckenboden ja noch mehr anspannst. Das sagten unisono meine urologisch ausgebildete TCM Ärztin, als auch meine Physiotherapeutin. Ich mache seit einem Jahr zur Entspannung meines Beckenbodens und des Blasenhalses TCM mit Akupunktur und Kraniosakraltherapie mit meiner Physiotherapeutin. Dazwischen machte ich ives (intravesikale Elektrostimulation). Alles zusammen hat sehr geholfen, mein Restharnvolumen ist morgens auf 100 ml runter und abends ist es schelchter bei 200 ml, wenn ich Stress habe bis 300 ml. Es ist eindeutig auch von der Psyche abhängig! Das Restharnvolumen bei mir ist insgesamt noch zu viel und ich kathetere regelmässig, 2-3 mal selbst aus.

ives wurde mir auch von der Neurourologie Innsbruck im Abstand von einem halben Jahr nach Harnverhalt empfohlen, nachdem Du aber etwa 20 Tage lang täglich einen speziellen Katheter durch die Harnröhre einführen musst, um die Elektroimpulse in der Blase abzugeben, ist das für Dich momentan sicher keine Option. Es gibt aber auch Elektrostimulation von aussen, und einige Forenmitglieder haben auch schon gute Erfahrungen damit. Sprich jedenfalls mit Deinem Arzt darüber!

Zum Schluss noch zur Blasenhalsinzision. Deine Vorbehalte sind nach meiner Ansicht richtig. Laut meiner Urologen besteht hohes Risiko von retrograder Ejakulation und damit Zeigungsunfähigkeit. Auch wenn die Urologen behaupten, ansonsten bestünde auf das Sexualleben kein Einfluss, Berichte Betroffener klingen anders! Ich würde an Deiner Stelle davon momentan absehen und alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen. Zu schnell und zu gerne greifen so manche Urologen zum Messer!

So, nachdem ich Dich nun niedergeredet habe und ich hoffe, dass Du mir folgen konntest, hier nochmals meine Zusammenfassung:

- genaue Abklärung der Abflussbehinderung und Blasensituation (eventuell mit Kontrastmittelröntgen und neurologischer Abklärung)
- dauerhafte Entspannung der Blase mit SPK als Übergangslösung, nie als Dauerlösung!
- Elektrostimulation (Zeitpunkt und Methode mit Arzt abzuklären)
- Umstellung auf ISK trotz bestehender Ängste und Vorbehalte
- Entspannungsübungen statt Beckenbodentraining (Atemtechnik, Kraniosakral, TCM mit Akupunktur oder Hypnose)

Fest steht, dass Du mit 400 ml Restharn einen Handlungsbedarf hast, nicht nur wegen der dadurch entstehenden Dranginkontinenz, sondern wegen dauerhafter Schädigung der Nieren.

Für mich steht aber auch fest, dass Du gute Aussichten hast, ohne besondere Einschränkungen ein ganz normales Leben führen zu können.

Ich wünsche Dir alles Gute und freue mich, wieder von Dir zu hören!

Johannes
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02 Aug 2015 08:04 #5 von Bernhardine
Guten Morgen Johannes!
Toll, dass du dir vor deiner Reise noch die Zeit genommen hast, Jens so ausführlich zu antworten!
Ich habe einfach nicht dein Fachwissen und mit deinen Infos sollte Jens gut vorbereitet sein für seinen Termin.
Danke und liebe Grüße!!

@Jens: Ich wünsche dir alles Gute für deinen anstehenden Termin!!
Liebe Grüße

Bernhardine

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02 Aug 2015 08:44 #6 von 6-fach-mama
Hallo und herzlich willkommen Jens!

Du hast dich und deine Probleme sehr ausführlich dargestellt, aber auch ich kann dir leider nicht helfen. Muss aber dennoch was fragen, da ich Ähnlichkeit Probleme mit meinem Sohn (7 Jahre) habe und ich mittlerweile nur noch vertröstet werde.

Wie wird die Öffnung des blasenhalses untersucht? Es muss ja extrem schmerzhaft sein wenn du dabei kollabiert bist. Gerne wüsste ich jedoch ob es noch eine Untersuchung bei meinem Sohn wert wäre...

Liebe grüße und alles gute (du hast ja eine gute Antwort von Johannes erhalten)
Kathrin

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02 Aug 2015 10:47 #7 von Johannes1956
Hallo,

ich muss mich dazu nochmals melden.

Angst ist ein schlechter Begleiter notwendiger medizinischer Untersuchungen. Ich weiss, es ist leichter gesagt, denn getan, denn auch ich habe so manche Schwierigkeiten, denen aber begegnet werden kann.

Mir geht es z.B. in einer Magnetresonanzröhre ganz schlecht, und ich wäre einmal auch schon beinahe kollabiert, obwohl diese Untersuchung garantiert schmerzfrei ist. Abhilfe, das weiss ich nun, ist mit einem leichten Beruhigungsmittel vor der Untersuchung geschaffen.

Auch vor urologischen Untersuchungen muss man sich nicht fürchten.

Die einfachste Untersuchung ist die Uroflowmetrie, die Harnflussmessung. Da muss man nur pinkeln, sonst nichts. Als Mann kann man sich sogar aussuchen im Stehen oder im Sitzen. Ich bevorzuge Sitzen. Man pinkelt in einen Trichter, ungestört in einem abgeschlossenen Raum und der Urinstrahl wird gemessen und ausgewertet. Fertig.

Etwas unangenehmer, aber keinesfalls schmerzhaft, ist die Video- Urodynamik. Hier wird die Blase mit einer Kochsalzlösung über einen Katheter gefüllt, man bekommt eine Sonde in den After und in der Blasengegend. Die Druckverhältnisse in der Blase und die Entleerung wird dann gemessen. Bei der Untersuchung gilt es, die Scheu zu überwinden, die Umtersuchung selbst ist aber absolut harmlos.

Bei der Urethrozystoskopie, der Blasenspiegelung wird mit einem Zytoskop in die Harnröhre und Blase geschaut. Auch hier muss man keine Sorge haben, denn die Harnröhre wird davor mit Lidocain lokal betäubt, wichtig ist maximale Entspannung, was (mir) am besten gelingt, wenn ich mir selbst am Bildschirm den Untersuchungsablauf ansehe und vom Arzt erklären lasse.

Dann gibt es noch die Röntgenzystometrie, hier bekommt man ein Kontrastmittel in die Blase, ansonsten ist die Untersuchung ähnlich wie die Urodynamik.

Ja, und zum Standard gehört Ultraschall, aber das kennt ja wohl jeder.

Ich habe alle diese Untersuchungen schon gehabt, ohne Narkose und muss sagen, es gibt (für mich) unangenehmere Untersuchungen, z.B. Magenspiegelung, aber auch Zahnarzt ist mitunter unangenehmer.

Es sollte niemand Angst vor notwendigen Untersuchungen haben! Am besten ist, bei Ängsten vorher mit dem Arzt offen darüber sprechen, es gibt immer eine Lösung!

Johannes
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02 Aug 2015 11:12 - 02 Aug 2015 14:12 #8 von Johannes1956
Weiss jetzt nicht, warum mein Beitrag zweimal hier erscheint, ich wollte hier noch ergänzen:

Kathrin, Du hast eine Verantwortung über Deine Kinder, und Du tust gut daran, Deine Scham und Deine Ängste nicht auf Deine Kinder zu übertragen und die notwendigen Artzbesuche und Untersuchungen mit ihnen zu machen. Damit kannst Du spätere Komplikationen, wie sie nun bei Jens auftreten, eventuell vermeiden.

Johannes

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02 Aug 2015 12:45 #9 von Ano

Johannes1956 schrieb: Kathrin, Du hast eine Verantwortung über Deine Kinder, und Du tust gut daran, Deine Scham und Deine Ängste nicht auf Deine Kinder zu übertragen und die norwendigen Artzbesuche und Untersuchungen mit ihnen zu machen. Damit kannst Du spätere Komplikationen, wie sie nun bei Jens auftreten, eventuell vermeiden.

Johannes


Liebe Kathrin!
Genau das, was Johannes hier gerade gepostet hat, ging auch mir durch den Kopf. Deine sehr ausgeprägten Schamgefühle sowie Deine Ängste überträgst Du auf Deine Kinder!
Du schreibst, dass Deine Tochter schon menstruiert und sie sich deshalb schämt. Wieso schämt sie sich?????
Das ist doch ein ganz normaler Vorgang, die einen halt früher, die anderen später. Es ist doch aber kein Grund zu Unsicherheiten oder Scham!!!!!!!!! Auch die Menstruation selbst ist doch nichts, wofür man sich als Frau schämen müsste und wenn sie Schmerzen verursacht, so gibt es dagegen auch wirksame und entspannende Mittel.

Eigentlich wollte ich Dir das gestern schon in einem anderen Thread schreiben, wollte mich aber nicht so "reinhängen". Da nun Johannes dieses Thema angesprochen hat, möchte ich das hier auch loswerden, da ich der gleichen Meinung bin wie er. Du weißt inzwischen selbst, wie sehr Dich diese Schamgefühle hindern, entsprechende Untersuchungen vornehmen zu lassen. Möchtest Du dieses Gefühl auch an Deine Kinder weitergeben? Sollen die später - wenn mal irgendwelche Untersuchungen anstehen sollten - genau so unter der Problematik leiden, wie Du jetzt??? Ich glaube nicht, dass das wünschenswert wäre.

LG, Ano

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02 Aug 2015 13:08 #10 von geleb
Hallo zusammen,

und erst einmal vielen Dank an euch alle, dass ich euch die Zeit nehmt, mir zu helfen! Das ist wirklich etwas besonderes. Danke an die Damen fürs "Abholen" - gerade als Neuling ist das natürlich super, weil man die Gepflogenheiten hier noch nicht kennt. Und dann dir, Johannes, dass du dir so kurz vor deinem Urlaub Zeit für eine ausführliche Antwort nimmst. Die letzten Tage waren nicht einfach, aber mit so viel Unterstützung geht es mir gleich etwas besser :)

Ich werde deine Antwort, Johannes, bestimmt noch ein paar Mal lesen müssen um alles zu verstehen. Jetzt aber zumindest schon mal zu ein paar deiner Fragen und Anmerkungen:

Nach meiner Einschätzung sollte auch eine urologische Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel gemacht werden, diese gibt die genaueste Darstellung von Abflussbehinderungen.


Die wurde bereits gemacht beim Urologen und war komplett unauffällig. Sorry, dass ich die bei meiner Vorstellung unterschlagen hatte, aber es brachte eben kein Ergebnis, außer, dass keine Verengungen oder Widerstände sichtbar sind.

Auch dies würde ich untersuchen lassen, ob nicht eine neurologische Störung vorliegt.


Das habe ich auch gemacht. Auch hier kein neurologischer Befund. Insb. wurde auf irgendeine bestimmte Veränderung im Rückenmark hin untersucht (deren Namen ich jetzt vergessen habe). Ebenfalls keine Auffälligkeiten.

So weit ich es bei Dir verstanden habe, lag durch eine Fehlbildung 28 Jahre lang eine Abflusstörung vor, die zu einer verstärkten Blase führte. Handelt es sich um die Diagnose "Balkenblase"?


Diesen Begriff habe jetzt zum ersten Mal gehört, es wurde also nicht diagnostiziert (bzw. nicht mir gegenüber). Die Symptome lesen sich aber durchaus recht ähnlich wie bei mir. Der Urologe hat mir beim letzten Ultraschall "richtige Muskelstränge" an meiner Blasenwand gezeigt.

Enstehen die Schmerzen bei den Untersuchungen wirklich durch diesen verengten Blasenhals? Wie weit spielen psychische Faktoren mit?


Die Schmerzen kommen ganz bestimmt nicht vom Blasenhals. Sonst wäre ich ja nicht schon ohnmächtig geworden, als das Gerät für die Zystoskopie gerade mal 20 cm in mir war. Ich bilde mir ein, dass bei mir wirklich anatomisch alles etwas enger ist, von daher muss ich schon sagen, dass ich echte Schmerzen bei diesen Untersuchungen habe und hatte. Aber zum Großteil ist es bestimmt die psychische Komponente: Seit Jahren drehen sich meine Gedanken jeden Tag um meine Blase, seit Jahren verkrampfe ich auf der Toilette beim normalen Wasser lassen. Wenn mir da jetzt noch irgendwas reingeschoben wird, ist das irgendwie zu viel für mich.

Bei der Videourodynamik wurde festgestellt, dass mein Blasenhals beim Wasserlassen nicht richtig öffnet. Der Arzt meinte, man könne diese Region mit Alphablockern gezielt ansprechen und darauf hin nahm ich monatelang Tamsulosin. Rückblickend ergab sich schon eine kleine Verbesserung (und immerhin definitiv keine Verschlechterung), allerdings hatte ich auch mit Nebenwirkungen zu tun, weswegen ich froh war, als ich die Tabletten absetzen konnte. Heute wiederum denke ich mir, bevor ich irgendwas schlitzen lasse, probiere ich es vielleicht doch nochmal mit den Medikamenten?

Zum Schluss noch zur Blasenhalsinzision. (...) Ich würde an Deiner Stelle davon momentan absehen und alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen. Zu schnell und zu gerne greifen so manche Urologen zum Messer!


Genau so mache ich das.

Aus dieser Erfahrung heraus, und beim Befund einer normalen Harnröhre, empfehle ich Dir ISK. Eventuell ist zur Überbrückung und akuten Entlastung der SPK gut, denn mit einem offenen SPK (bei dem der Harn unentwegt in ein Säckchen läuft) kann die Blase maximal entlastet werden. Das wird auch, so meine ich es mal gelesen zu haben, in urologischen Richtlinien so empfohlen, für eine bestimmte Dauer, die mir jetzt nicht bekannt ist. Das ist jedenfalls keine Dauerlösung und nach einer, vom Arzt empfohlenen Zeit musst Du sowieso auf ISK umstellen, wenn Du noch Restharn hast.


Das Argument des Urologen war, dass wir durch den SPK zum einen Blase und Harnröhre nicht noch weiter reizen und zum anderen ein normaler Toilettengang für mich möglich ist. Ich verstehe das so, dass ich also weiterhin das Toilettengehen "üben" kann und die Blase durch den Katheter zusätzlich vollständig entleeren kann, z.B. sobald Druck entsteht.

Ich verstehe deine Argumente und denke auch, dass ISK für mich ein Thema werden kann, v.A. nachdem SPK keine Dauerlösung ist. Andererseits kann ich mir gerade nicht vorstellen, mir nochmal irgendwas in die Harnröhre schieben zu lassen, bzw. das selbst zu tun.

Ich habe noch eine Frage zum SPK: Ich mache jeden Tag Sport und das ist immens wichtig für mich. Natürlich wird es durch den SPK Einschränkungen geben, aber kannst du einschätzen, wie weit diese reichen? Kann ich trotzdem moderat Sport machen? Ist dieses "Loch im Bauch" und der Beutel ansonsten im Alltag nicht sehr einschränkend?

Das Funktionieren von ISK ist eine Frage der Entspannung, so wie das Öffnen des Blasenhalses eine Frage der Entspannung ist. Das musst Du lernen.


Ja, da hast du Recht. Ich glaube auch, dass sich dann auch meine Blasenprobleme verbessern würden. Wenn ich aktuell auf der Toilette sitze oder vorm Pissoir stehe, verkrampft mein ganzer Unterbauch, je nach dem wie voll meine Blase ist. Wenn sie gut gefüllt ist, dauert es dann einige Sekunden, bis die ersten Tröpfchen kommen. Je besser ich mich entspannen kann, um so besser läuft es auch beim Wasserlassen. Aus dem Grund bin ich zeitweise auch schon auf die Toilette gegangen, ohne dass ich wirklich musste - wahrscheinlich ist das aber eben auch nicht ideal.

Ich betrachte Beckenbodentraining als kontraproduktiv, da Du dabei den Beckenboden ja noch mehr anspannst.


Interessanter Punkt. Ich hatte immer das Wechselspiel aus Anspannung und Entspannung als förderlich gesehen. Auch fällt mir auf, dass ich bei mäßigen Alkoholkonsum leichter auf die Toilette gehen kann und erkläre mir dass durch einen entspannteren Beckenboden. Kann das sein?

Ich mache seit einem Jahr zur Entspannung meines Beckenbodens und des Blasenhalses TCM mit Akupunktur und Kraniosakraltherapie mit meiner Physiotherapeutin. Dazwischen machte ich ives (intravesikale Elektrostimulation). Alles zusammen hat sehr geholfen,


Akupunktur habe ich einmal probiert, aber als einmalige Sitzung reicht das bestimmt nicht aus. Ich denke, ich werde mich auch in diese Richtung mal informieren und da aktiv werden.

Danke nochmal für deine Antwort und das Mutmachen! Ich werde deine Punkte nachher in Ruhe nochmal lesen und mir schon mal Notizen machen für mein Vorgespräch am Mittwoch. Das wird dann wieder eine andere Ärztin machen, so dass ich meine Geschichte nochmal neu erzählen muss. (Ich muss auch mal überlegen, ob ich in dieser Klinik gut aufgehoben bin.) Auf jeden Fall hast du mir schon sehr geholfen.
Danke auch nochmal an alle anderen für die herzliche Aufnahme und die Wünsche für den Termin nächste Woche. Wird schon werden B)

An 6-fach-Mama:

Wie wird die Öffnung des blasenhalses untersucht? Es muss ja extrem schmerzhaft sein wenn du dabei kollabiert bist. Gerne wüsste ich jedoch ob es noch eine Untersuchung bei meinem Sohn wert wäre...


Bei mir wurde das durch die Videourodynamik festgestellt. Wie Johannes schon sagte, ist diese Untersuchung eigentlich nicht schmerzhaft.
Ich bin da ein Sonderfall aufgrund meiner Leidens-Geschichte, durch die sich wohl auch eine gewisse Angst manifestiert hat. Wie Johannes sagt, solltest du dich bzgl. deines Sohnes nicht abwimmeln lassen. Ich wäre froh, wenn man mein organisches Problem schon in so frühen Kindesjahres festgestellt hätte - eine frühkindliche Behandlung hätte mir sicher einiges erspart!

Viele Grüße,
Jens
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