Hallo zusammen,
so, nun gibt es von mir wieder mal ein Update.
Ich hatte den Termin beim Oberarzt meiner Klinik, auf den ich länger gewartet hatte. Er hat mir den Befund nochmal ausführlich und in einfachen Worten erklärt. Es liegt bei mir eine "obstruktive Blasenhalsbarre" vor. Ich habe ein paar Skizzen dazu, wenn es interessiert, kann ich die mal hochladen (ich hoffe, ich verletze dadurch kein Copyright

) Ansonsten erstmal in Worten: Mein Blasenhals ist nach oben gelagert und verengt. Wenn ich nun Wasser lasse und sich die Blase dadurch zusammenzieht, dann "klappt" sie über den Blasenausgang zusammen und verschließt ihn so. Damit kommt kein Urin mehr, es verbleibt aber Restharn in der Blase. Deswegen hatte ich auch zuletzt die Überlaufinkontinenz, so das ich trotz Wasserlassen vorm Zubettgehen mit einer gefüllten Blase ins Bett bin. In der Nacht ist die dann übergelaufen.
Der Arzt hat mir eine einseitige Blasenhalsschlitzung nach "Turner Warwick mit Laser" empfohlen. Diese soll ejakulationserhaltend durchgeführt werden. Das heißt, dass nur soweit geschlitzt wird, dass der Blasenhals weit genug offen ist für die Blasenentleerung, er bei der Ejakulation aber trotzdem noch kontrahiert werden und die Blase verschließen kann. Trotzdem bleibt ein Restrisiko, d.h. es kann nach der OP zu einer retrograden Ejakulation kommen. Dieses Restrisko kann man nicht vermeiden. Der Arzt erklärte mir es so: Bei der OP wird der Operateur die Schlitzung vornehmen, dann die Blase befüllen und durch Druck auf den Bauch feststellen, wie "gut" der Strahl ist. Ggf. wird nochmal nach geschlitzt. Wenn er zufrieden ist, wird ein Katheter gelegt und der Eingriff ist vorbei.
Ein Risiko der Inkontinenz besteht nicht, weil der Eingriff hinter dem Schließmuskel durchgeführt wird, wie Joachim ja auch schon berichtet hatte.
Ansonsten sieht der Arzt für mich kaum eine Alternative. Der Bauchdeckenkatheter, den ich seit fast drei Monaten trage, sollte keine Dauerlösung für mich sein. Selbstkathetern würde bei meinen Restharnmengen von >400ml bedeuten, dass ich sechs bis acht Mal am Tag kathetern müsste.

Das kann ich mir zumindest zur Zeit gar nicht vorstellen, ich hab ja schon immer beim einmaligen Kathetern im Krankenhaus Riesenprobleme und bin zwei Mal bei Blasenspiegelungen kollabiert
Durch die OP könnte ich laut Arzt einen Zustand erreichen, wo ich Restharnmengen von 50 bis 80ml hätte, und das wiederum kann man durch zweimaliges Kathetern pro Tag gut kontrollieren. Durch das Selbstkathetern wäre auch sichergestellt, dass der Blasenhals "geweitet" bleibt.
Nach dem Gespräch war ich erstmal ziemlich betrübt, weil ich es mir einfacher vorgestellt hatte. Ich dachte, wir machen die Schlitzung und dann sind meine Blasenprobleme vorbei. Aber, so wie es ausschaut, werde ich mein Leben lang damit zu tun haben.
Nach etwas Bedenkzeit habe ich nun den Termin für die OP vereinbart, Anfang November ist es soweit. Ich hadere etwas damit und habe Angst davor. Zum einen, weil ich trockene Orgasmen fürchte und zum anderen, weil ich Angst davor habe, dass sich meine Symptomatik nicht verbessert. Aber ich sehe keine Alternative.
Vor ein paar Tagen war ich bereits bei der Cryokonservierung, habe also Spermien einfrieren lassen. Der Arzt hat mir das zur Sicherheit empfohlen, auch wenn ich im Fall der Diagnose "retrograde Ejakulation" nicht zeugungsunfähig sei. Man kann dann immer noch Spermien aus dem Urin extrahieren oder sie via Katheter aus der Blase holen, etc. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, wurde mir die Konservierung angeraten. Meine Werte dort waren außerordentlich gut - umso trauriger, wenn es bald vielleicht nicht mehr "normal" bei mir klappt
Der weitere Zeitplan ist jetzt, dass ich nächste Woche den SPK wechseln und dabei "sterilen Urin" entnehmen lassen muss. Dieser wird dann auf Keime untersucht und ich werde wahrscheinlich ein Antibiotika bekommen, zur Vorbereitung auf die OP Anfang November. Vorher habe ich dort nochmal ein Vorgespräch.
Ich versuche gerade, es positiv zu sehen und optimistisch zu bleiben. Der Arzt macht einen vertrauenswürdigen Eindruck und hat mir alles wirklich sehr gut erklärt und sich Zeit genommen. Mir ist wichtig, dass er die OP durchführt und darauf werde ich auch nochmal hinweisen beim nächsten Termin.
Danke fürs Zuhören

Wenn noch etwas besonders interessiert, einfach fragen. Ansonsten freue ich mich natürlich über eure Meinungen und Hinweise.
Liebe Grüße, jens