Lieber Michael,
selbst Vereinsmitglieder haben die Möglichkeit, ihre Identität zu schützen, jedoch nicht gegenüber dem Verein. Die Informationen, die uns übermittelt werden, bleiben vertraulich und werden weder veröffentlicht noch weitergegeben.
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Letztendlich handelt es sich um ein offenes Angebot, bei dem jetzt vorgeschlagenen Meetings. Wenn jemand solche Bedenken hat, dass er in einem nicht veröffentlichten Video-Meeting, ohne die Notwendigkeit seines Klagenamens zu nennen, Angst hat, dann ist diese erweiterte Form vielleicht einfach nicht das Richtige für ihn oder sie.
Es wäre sinnlos, Teilnehmer ohne eingeschaltetes Video zuzulassen und damit würden wir die ganze Aktion ins Absurde ziehen. Auf unseren Fahnen steht großgeschrieben, dass wir auch gegen die Tabuisierung kämpfen und beim ersten Versuch dies in die Praxis umzusetzen, werden Bedenken geäußert. Das entspricht nicht dem Vereinsziel und zumindest sollten Mitglieder des Vereins darüber nachgedacht haben.
In welcher regionalen und örtlichen Selbsthilfegruppe kann man denn bitte mit einer Tüte über dem Kopf teilnehmen? Und warum sollte man das tun? In regionalen Selbsthilfegruppen besteht doch viel eher die "Gefahr", auf eine bekannte Person zu treffen. Aber selbst wenn man auf eine bekannte Person trifft, wird sie ja wohl kaum an der Gruppe teilnehmen wollen, nur um herauszufinden ob jemand im Ort inkontinent ist und dies dann sofort der örtlichen Presse melden. Hier wird ein Tanz ums goldene Kalb aufgeführt, der ausschließlich imaginären Ängsten und Befürchtungen entspringt aber wenig mit realen Dingen zu tun hat.
Ich begreife, dass es wichtig ist, den Vereinsmitgliedern ab und zu ein Extra zu geben, um das Angebot von dem der Nichtmitglieder abzuheben. Allerdings braucht man dafür engagierte Vereinsmitglieder, eine Struktur die dies zulässt. Hier sehe ich aber genau die Chance durch Meetings. Die bislang durchgeführten realen Treffen und Freizeiten haben eindeutig die Teilnehmer näher gebracht und mitunter sind daraus sogar Freundschaften entstanden.
Mir scheint, dass die Idee, dies nur auf Vereinsmitglieder zu beschränken, nicht ausreichend durchdacht ist.
Die Organisation der Mitgliederversammlung erfordert jedes Jahr eine beträchtliche Menge an Arbeit. Trotz der Einführung einer Online-Teilnahmemöglichkeit vor drei Jahren ist die Resonanz gering, und daher treffen wir uns in der Regel nur mit wenigen Mitgliedern (meist den Selben).
Ich kann einfach nicht nachvollziehen, was den Unterschied ausmacht. Die Wenigsten kennen sich untereinander nicht (was wir ja ändern wollen) und die Hürde für den Abschluss einer Vereinsmitgliedschaft ist wirklich nicht so hoch, dass jemand mit böser Absicht (oder was auch immer die Befürchtungen sind) keinen Zugang zu dem Meeting bekommen könnte, wenn dies den die Hürde darstellen würde. Die Person würde dann eben zuvor Vereinsmitglied. Nach dieser Denkweise müssten wir das Anwerben von Mitgliedern dann wohl auch beenden. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass sich noch jemand dazu gesellt bis zum Treffen.
Ich bin mir bewusst, dass es eine Debatte über einen geschützten Raum ist. Aber meiner Meinung nach existiert dieser in der geplanten Version der Meetings bereits. Anonyme Teilnahme, vorherige Registrierung, keine Klarnamenpflicht, keine Aufzeichnung oder Veröffentlichung.
Natürlich liegt der Fokus und die zentrale Bedeutung auf dem Austausch von Erfahrungen, aber möglicherweise ergibt sich aus persönlichen Begegnungen auch etwas Zusätzliches. Ich denke dabei auch an die Sicherstellung der Zukunft des Vereins. Denn ohne die Möglichkeit, dass irgendwann jemand mein Nachfolger werden könnte oder zumindest unterstützend tätig ist, existiert diese Option nicht. Die Selbsthilfe lebt nicht nur davon, dass man ausschließlich seine eigenen Probleme anspricht und sich dann von der Selbsthilfegruppe verabschiedet oder zurückzieht, sobald diese gelöst sind. Tatsächlich beginnt erst dann der Austausch von Erfahrungen.
Die Meetings werden geleitet (moderiert) und nicht sich selbst überlassen. Genauso wie im Forum filtern wir evtl. Störenfriede aus, so wie es gestern erst im Forum passiert ist.
Die Erfahrung von 18 Jahren im Verein zeigt, dass man mehrere Tausend Menschen ansprechen muss, um vielleicht ein paar wenige Personen für das Treffen zu überzeugen. Mit unserer aktuellen Anzahl an Mitgliedern ist dieses Ziel jedoch nicht erreichbar. Deshalb ist dies gar keine Option über die wir wirklich diskutieren können.
Gruß
Matti