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Selbstkathederisieren evtl. problematischer als Restharn?

04 Jan 2006 21:40 #1 von Laram
Hallo,

wie sind Eure Erfahrungen mit dem Selbstkathederisieren?
Ich habe eine chronische Harnröhrenentzündung ohne Blasen- oder Nierenauswirkungen. Jetzt überlege ich, ob das SK (empfehlen meine Ärzte - bis auf Einen - bei meinem Restharn) nicht eigentlich nur die Blasen- und Niereninfekte durch den Restharn verhindern soll und ob mein Harnröhrenproblem mit dem häufigen Einführen des Katheders durch die Harnröhre nicht sogar eher verstärkt würde und am Ende schlimmer wäre als der Restharn. Auch würde dann der Spüleffekt beim direkten Wasserlassen fehlen…
Was meint Ihr?

Liebe Grüße!
hier: Lara :-)

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05 Jan 2006 11:47 #2 von matti
Hallo Lara,

erst einmal herzlich Willkommen in unserem Forum.

Eine Harnröhrenentzündung kann eigentlich ganz gut behandelt werden.

Harnröhrenentzündungen werden in der Regel durch eine Infektion der ableitenden Harnwege mit Krankheitserregern hervorgerufen. Zu den häufigsten bakteriellen Erregern einer Harnwegsinfektion gehört Escherichia coli, der sich bei über 50 % der Patienten mit Harnwegsinfektionen nachweisen läßt. Darüber hinaus sind zunehmend Infektionen mit Chlamydia trachomatis zu beobachten. Dabei handelt es sich um einen Zellparasiten, der ausschließlich durch Geschlechtsverkehr oder über den Geburtskanal übertragen wird. Bei Frauen verlaufen die Infektionen häufig symptomlos oder sind durch eine so genannte Dysurie (=erschwertes Harnlassen) gekennzeichnet, die von den Patientinnen eher als Unpässlichkeit denn als richtige Krankheit beschrieben wird. Allerdings kann die Infektion mit Chlamydia trachomatis auch zu akuten Entzündungen des Gebärmutterhalses (=Zervizitis), der Eileiter und Eierstöcke (=Adnexitis) und des Bauchfellüberzugs der Leber (=Perihepatitis) führen.

Chronisch verlaufende Infektionen mit Chlamydia trachomatis bleiben in vielen Fällen unbemerkt und können Verwachsungen der Eileiter zur Folge haben. Solche Verwachsungen führen mitunter zur Unfruchtbarkeit und bergen darüber hinaus ein erhöhtes Risiko für eine Bauchhöhlenschwangerschaft.

Chlamydia trachomatis kann während einer Geburt auf das Kind übertragen werden. Mögliche Folgen sind Bindehaut- oder Lungenentzündung des Neugeborenen.

Die Behandlung von Chlamydieninfektionen erfolgt mit Antibiotika. Wird die Infektion erkannt und mit entsprechenden Antibiotika behandelt, heilt die Erkrankung meist ohne Folgeschäden aus.

Deshalb sollte die Behandlung Deiner Harnröhrenentzündung erst einmal oberste Priorität haben.

Ein erhöhter Restharn kann schwerwiegende Folgen haben:

Risiken:

Der Infektionsweg ist meistens aufsteigend, das heißt die Erreger werden von außen über die Harnröhre - in die Harnblase - weiter über die Harnleiter - hin zur Niere eingeschleppt. Dieses Risiko ist insbesondere erhöht bei folgenden Verhältnissen:


bestehende Erkrankungen im Harnröhren- und Blasenbereich (zum Beispiel Harnröhren- bzw. Blasenentzündungen, Harnröhrenverengung, Blasenfunktionsstörung):
Durch eine Abflussstörung oder schon bestehende Infektion kommt (kann) es zum so genannten Restharn in der Harnblase. Dadurch kann es zu Entzündungen kommen, die sich aufsteigend in einen Harnleiter ausbreiten können und dann eine Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) verursachen können.

Vorliegen einer Blasenfunktionsstörung:
Durch eine unvollständige Entleerung oder Harninkontinenz kann es zu Restharn in der Harnblase kommen. Restharn kann Entzündungen und Infektionen begünstigen, die sich bis in die Nieren ausbreiten können.

Katheterisierung

Die intermittierenende (Selbst-) Katheterisierung kann bei verschiedenen Entleerungsstörungen langfristig praktiziert werden und ist die Methode der Wahl bei der Kombination aus medikamentös unbeeinflußbarer Detrusorschwäche und spastisch erhöhtem Tonus der Beckenbodenmuskulatur mit der Folge von Restharn. Bei Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie sollte der hyperaktive Detrusor zunächst medikamentös in einen hypoaktiven Detrusor umgewandelt werden.
Die Katheterisierung erfolgt 3-4 x täglich unter sterilen Bedingungen, wobei jeweils eine vollständige Entleerung angestrebt wird. Die maximale Füllungsmenge der Blase darf 500ml nicht überschreiten.
Die Anlage einer suprapubischen Fistel bringt gegenüber der intermittierenden (Selbst-)Katheterisierung insgesamt keine Vorteile. Wenn jedoch eine Dauerableitung benötigt wird, ist die Infektionsgefahr geringer als bei einem Harnröhren-Verweilkatheter, besonders bei Frauen. Da sich die Ausflußöffnung im Sitzen und Liegen nicht am tiefsten Punkt befindet bleibt Restharn zurück, wenn die Blase nicht zusätzlich ausgedrückt wird.
Anmerkung: Auf Dauer ist ein Harnwegsinfekt bei keinem Verweilkatheter zu verhüten.

Prophylaxe des Harnwegsinfekts
Bei Patienten, die sich selbst katheterisieren, stellt die Anwendung von folgende Präparaten eine wirksame Prophylaxe gegen Harnwegsinfektion dar.

Methenamin-Präparaten (A: Hiprex® tbl)
3-4 x 1000mg nach den Mahlzeiten.
GA: schwere Leberfunktionsstörungen, NINS
NW: gastrointestinale Störungen, Hautausschlag, Blasen- und Nierenreizung
WW: bei gleichzeitiger Anwendung von Sulfonamiden: Kristallurie.
Nitrofurantoin (Nitrofurantoin® "Mag.Wenig" tbl)
Trimethoprin-Cotrimoxazol (A/D: Bactrim®)

Der beitrag ist einwenig lang geworden, hoffe aber das er Deine Fragen beantwortet.

Lieben Gruß

Matti

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05 Jan 2006 12:39 #3 von Laram
Hallo Matti,

ganz lieben Dank für Deine ausführliche Antwort!!!
Bei den Angaben zu dem Medikament, weiß’ ich leider nicht, was GW bedeutet (nehme keine Medis vielleicht deshalb).

Ein Arzt meinte, ich sollte das Medikament Cipofloxacin 250 über 5-10 Tage 1-0-1 nehmen, aber mich gegen den Restharn in der Zeit (evtl. stationär) kathederisieren lassen (hab’ starke Spastik und könnte wohl daher wenn überhaupt, nicht steril genug selbstkathederisieren).
Könnte es vielleicht tatsächlich etwas bringen, einmalig gegen diese Bakterien anzukämpfen und dann weiterhin meine zwar nicht mehr ganz so erfolgreiche Entleerungstechnik (Blase quasi auswalken) anzuwenden und viel zu trinken? Vor allem weil ich vor dieser Harnwegsgeschichte eine ganze Zeit immer wieder so gut wie nichts getrunken hatte und mir evtl. daher und nicht wegen des Restharns die Infekte eingehandelt habe. Also vielleicht könnte so eine einmalige Aktion doch was bringen. Was meinst Du?

Vielen Dank schon mal für Deine Mühe!!
Liebe Grüße!
Lara

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05 Jan 2006 19:19 #4 von matti
Hallo Lara,

ich Denke Du meinst GA. Dies bedeutet wann das Medikament nicht oder nur unter besonders sorgfälltiger Abwägung und Überwachung genommen werden darf. NINS steht für Niereninsuffizienz.

Zu dem von Dir genannten Medikament kann ich keine Angaben machen, es handelt sich aber wohl auch um ein Antibiotikum.

Vielleicht kannst Du etwas näher auf Deine gesamte Erkrankung eingehen, so wie es Aussieht handelt es sich ja um eine neurologische Problematik.

Das Trinken solltest Du niemals Reduzieren, dies begünstigt jegliche Form von Infektion umsomehr.

Das Katheterisieren kann auch durch einen ambulanten Pflegedienst durchgeführt werden. Es bedarf dabei noch nicht einmal einer Pflegestufe, im Rahmen der Behandlungspflege kannst Du Dir eine Verordnung zur Krankenpflege vom Arzt ausstellen lassen. Dieser muss darin begründen weshalb wie oft und warum Du dich Kathetern sollst und durch deine Spastik auf die Hilfe anderer angewiesen bist. Eine gesetzliche Zuzahlung ist zu Leisten, ich glaube 10% für max. 28 Tage.
Es gibt allerdings sehr viele Hilfsmittel, z.B. Spiegel, Beinspreizer, Fixierhilfe die es stark mobilitäts eingeschränkten Menschen ermöglichen die Katheterissierung Selbstständig durchzuführen.

Gruß

Matti

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06 Jan 2006 00:06 #5 von Laram
Hallo Matti,
noch mal vielen Dank für Deine Antwort! Zu Deiner Frage, ich habe MS und bin ca. bei 7 Edss. Meine Hand/Fingerkraft und Fein-Motorik ist neben der Spastik…auch nicht die beste.
Ich möchte bald in eine neuro-urologische Klinik (denke an Bad Wildungen) und werde mich nach 8 Jahren Blasenproblemen doch mal endlich urologisch durchchecken und beraten lassen. Vielleicht kann ich dort auch einen Weg lernen trotz allem selbst zu kathederisieren. Ich wollte mich hier vorab über Eure Erfahrungen mit Infekten, Restharn und der Notwendigkeit zu Kathederisieren informieren, da es bei mir solange schon trotz immer erhöhter Nitritwerte (Harnwegsinfekt chronisch) ohne Blasen-, oder Nierenprobleme funktionierte. Und auch trotz des hohen Restharns.
Ich möchte mich nicht am Ende von übervorsichtigen Ärzten panisch machen lassen und mir mit dem Selbstkathederisieren vielleicht noch stärkere Probleme als bisher einhandeln, daher meine Frage zu Euren Erfahrungen.
Was Du schreibst über Infekte… macht mir natürlich schon Angst und ich denke jetzt, dass ich wohl nicht drum herum kommen werde. Vielleicht kann es auch reichen sich nur 1x die Woche kathederisieren zu lassen um den Harnweg noch weiterhin gut durch zu spülen….

Ich weiß’ es nicht :-( ...

Nochmal vielen Dank für Deine Antwort und ganz liebe Grüße!
Lara

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