Liebe Annabel (und alle Mitleser),
kaum funktioniert mein Computer endlich wieder, da muss ich so etwas lesen. Mensch, das war ja echter Mist!!! Gut, dass Du Dich nicht unterkriegen lässt!
Und ich kann Deine Schmerzen gut nachempfinden, wenngleich mein Erlebnis umgekehrt war. Ich habe das Botox ja hauptsächlich gerade wegen meiner Schmerzen bekommen, damit die (neurogene) Blase als Antwort nicht immer noch zusätzlich und erst recht krampft. Wie viel Zeit habe ich schon nur schweißgebadet da gesessen und gehofft, dass die nächsten Stunden einfach irgendwie schnell vergehen mögen... Da ich wegen Allergien und anderen Dingen auch kaum jemals Lokalanästhetika bekommen kann, bin ich ziemlich gut im Aushalten von Schmerzen. Viele Zähne für Kronen abgeschliffen und eine Kieferhöhlen-OP von außen ohne Lokalanästhesie. Das ist heftig, aber nichts gegen diese Blasenschmerzen. Darum war für mich persönlich klar, dass es in Vollnarkose sein sollte (aber eben eigentlich ambulant).
So habe ich von den Botox-Spritzen selber auch nichts mitbekommen. Aber kaum hatte ich die Augen auf, setzte schlagartig das Schmerzempfinden wieder ein. Mein erster bedusselter Gedanke war: „Jetzt hat der mir glatt einen Bunsenbrenner in der Blase angemacht!“
Und nichts half, im Aufwachraum haben sie Massen von Analgetika gegeben – nichts. Auf der Station noch mehr – auch nichts. Später kam der Operateur noch vorbei – ich konnte vor Schmerzen kaum mit ihm vernünftig sprechen, musste mich irre konzentrieren, nicht nach jedem Wort einfach aufzuhören. Und das, wo doch mein alter und neuer Zahnarzt immer sagen, es sei kaum vorstellbar, welche Schmerzen ich aushalten kann, ohne mir etwas anmerken zu lassen. Das meine ich nicht als Selbstbelobigung, sondern meine damit, wie höllen-unerträglich diese Blasenschmerzen waren. Ich habe dann von ihm Morphin bekommen. Aber auch das hat erst spät und lange nicht so stark gewirkt, wie ich es mir von Morphin vorgestellt und erhofft hatte. Aber andererseits hatte ich zuvor bei meinen „üblichen“ Blasenschmerzen ja auch leider die Erfahrung gemacht, dass Opiate (weniger stark als Morphin) so gut wie gar nicht helfen...
Vor kurzem habe ich nochmal mit dem Oberarzt, der es gespritzt hatte, gesprochen. Er hatte während des Spritzens schon gewusst, wie höllisch das werden würde. 30 Stiche wären für eine so veränderte und sofort aus der Muskulatur blutende Blase wie meine wirklich heftig.
Ich wollte ja so gerne die Version in Vollnarkose ambulant haben. Dagegen spricht grundsätzlich auch überhaupt nichts, denn bei richtiger Indikation und Patientenauswahl ist eine Narkose kein zwingender Grund für einen stationären Aufenthalt. Und auch als Patient hatte ich schon zwei mal einen Eingriff ambulant und in Vollnarkose. Aber wenn man hinterher Morphin braucht, geht es halt nicht...
Und jetzt mein bisheriges Fazit zur erhofften Botox-Wirkung:
Der „Neben“-Effekt, dass die Blase wesentlich ruhiger geworden ist, als es die Anticholinergika in den letzten 20 Jahren geschafft haben, ist schon prima. Ich muss mein Ventil nicht innerhalb weniger Sekunden aufmachen, ich kann duschen, ohne dass die Blase Samba tanzt, die Kapazität ist wieder etwas größer geworden.
Was die Schmerzen betrifft – es verhindert tatsächlich, dass die Blase als Reaktion auf den Schmerz erst recht krampft und damit noch alles ins ganz Unerträgliche verstärkt. Die Schmerzen bei voller Blase (oder was sich so „voll“ nennt
), kommen später. Die Schmerzen bei leerer Blase sind erträglicher. So kann ich – zumindest wenn gerade eine „Flutphase“ ist und schnell wieder Nachschub nachlaufen wird - die Blase auch mal leer laufen lassen. Ich hoffe, dass das die Infektrate ein bißchen senken kann.
Aber es hilft sozusagen nur dabei, das Drumherum etwas abzumildern. Die eigentlichen Schmerzen sind trotzdem noch sehr heftig! So kann es auf Dauer auch nicht bleiben. Wir werden sehen...
Ja, und dann ist da noch die Sache mit den nicht geglückten Katheterwechseln. Mein Urologe hatte ja zuletzt extra einen dickeren gelegt, damit er den Weg für den Doppelballon aufdehnt (was ja vorher nie nötig war...) Das hat soweit auch tatsächlich geklappt. Allerdings ging auch das nur gegen Widerstand – und das ist absolut unerklärlich. Die Faszie kann nach 5 Jahren gar nicht einfach so innerhalb von Sekunden zuschrumpfen. Hat sie ja vorher auch nie gemacht. Inzwischen sind da ziemliche viele Fachleute involviert – und keiner kann es verstehen.
Naja, mit dem Doppelballon war es natürlich erst einmal wieder viel angenehmer. Aber – es tat 2 Tage lang an der Bauchdecke weh. Aushaltbar, gar keine Frage, aber sehr ungewöhnlich, denn der jetzt liegende Katheter ist ja in dem Bereich, der durch die Bauchdecke geht, wieder dünner. Der dickere zum Aufdehnen hatte dort gar nicht weh getan. Aber noch ungewöhnlicher war, dass der Urin noch 4 Tage lang blutig war! Ok, wir wissen, dass meine Blase schnell blutet. Aber der Wechsel war zwar gegen den Widerstand, war diesmal trotzdem schnell und ohne großartige Manipulationen gelungen. Da hätte man vielleicht ein paar Stunden ein bißchen Blut erwartet. Aber 4 Tage ist doch wohl ein bißchen übertrieben, meine liebe Blase!!!
Nun ja, wir werden schon noch hinter alles kommen und dann hoffentlich doch eine harmlose und nicht so sehr invasive Lösung finden.
Danke Euch fürs zuhören,
Liebe Grüße - heute ganz besonders an Annabel- Eure Sophie