Lieber Rudi!
Das mit dem fehlenden Blasengefühl kenne ich und eventuell kannst Du es auch mit ives probieren. Lass Dir aber noch Zeit damit, denn davor solltest Du sicher mit der Anwendung von ISK sein.
Mit dem Trinken war es so, dass ich vor meiner akuten Blasenerkrankung einfach untertags nicht darauf geachtet hatte und dann immer abends viel getrunken hatte. Dadurch waren meine Nieren es so gewöhnt, untertags = keine Arbeit, also schlafen, nachts viel Arbeit = munter sein
Dadurch, dass ich auch eher selten aufs Klo ging, war meine Blase durchaus gewöhnt, auch in der Nacht größere Mengen zu vertragen.
Ich habe es so umgestellt, dass ich jetzt relativ zeitig aufstehe, wenn ich zur Arbeit muss so zwischen 5 und 6 und mir dann 2 Stunden mit Frühstück Zeit lasse, währenddessen ich sehr viel trinke. Kaffee, Tee (ich wechsle zwischen Zistrose, Griechischer Bergtee und Minze), TCM Kräuter, komme da sicher auf 1,5 l. Lese Zeitung, e-mails, Forum, plaudere mit meiner Frau, entspanne mich. Im Laufe des Vormittags trinke ich dann im Büro eine weitere Kanne Tee, Wasser und meine Nieren brauchen eine gewisse Zeit, um richtig anzuspringen, aber ab 10 bis nach dem Mittagessen geh ich dann so dreimal, viermal aufs Klo, katheter zu Mttag aus und reduziere dann die Trinkmengen am Nachmittag.
Abends achte ich darauf, dass ich nicht zu spät esse, wenn möglich vor 19 Uhr, trinke aber auch durchaus noch mal ein alkoholfreies Bier oder ein Glas Wasser und vor dem Schlafengehen, meist so zwischen 10 und 11 (heute ausnahmsweise später) katheter ich nochmals aus und dann ist Ruhe bis 5,6 Uhr und da habe ich derzeit eben so fallweise gemessene 400 ml maximal.
Bei mir wirkt das Essen viel mehr als das Trinken am Abend. Also mit Spinat und Erdäpfel am Abend muss ich dann bereits um 1 Uhr wieder raus. Aber insgesamt war für mich wichtig, die Trinkmengen hauptsächlich auf den Vormittag zu verlegen mit Schwerpunkt morgens, um meine Nieren auf Tagarbeiterin umzustellen. Abends sind sie jetzt müde und schlafen gemeinsam mit mir, wir leben nicht mehr gegeneinander. Nieren, die untertags nichts zu tun haben und dahindösen, werden nachts wach, so ist das meiner Erfahrung nach.
Es hat auch nach dem Harnverhalt ziemlich lange gebraucht, bis sich die Situation stabilisiert hatte und das regelmäßige Selbstkathetern hat dann einen gewissen Rhythmus hineingebracht.
Es war auch wichtig, mir mehr Zeit zu lassen, wo es ging, zu entschleunigen, im Büro regelmäßige Pausen einzulegen und aufs Klo zu gehen. Die Kollegen gehen Rauchen, ich geh aufs Klo. Das hat sich heute, nach fast zwei Jahren, auf ein normales Maß eingependelt.
Zur Borreliose: wenn der Liquorbefund unauffällig war, ist es zumindest beruhigend, dann ist es sicher keine Neuroborreliose. Die Blutwerte sind ja nach einer durchstandenen Borreliose für Jahre nicht mehr aussagekräftig, da die Antikörpertiter sehr lange hoch bleiben. Bei mir war die Diagnostik dann auch deswegen klar, weil ich Schmerzen und Lähmungserscheinungen Nabel abwärts hatte und der Liquor die entsprechenden Entzündungswerte zeigte.
Es war aber selbst für die Ärzte erstaunlich, die so eine Auswirkung auf die Blase gar nicht kannten und nach wenigen Tagen Behandlung mit Ceftriaxon konnte ich wieder spontan urinieren.
Wir haben das auch publiziert, schau mal hier, wenn es Dich interessiert:
www.hindawi.com/journals/crim/2015/185917/
Man muss sich dann aber auch mit den Tatsachen abfinden, dass eine schlaffe Blase nicht mehr so wird, wie sie sein sollte. Wie gesagt, kann es Verbesserungen im Gefühl durch intravesikale Elektrostimulation geben und man kann lernen, den Beckenboden und den Blasenhals besser zu entspannen, um die Entleerung trotz der Blasenschwäche doch noch zumindest teilweise hinzubekommen. Mir hat dabei sehr TCM mit Akupunktur und Craniosakraltherapie geholfen.
Bei Umstellung auf ISK musst Du Geduld haben, wenn einmal der Katheter nicht durch den verspannten Beckenboden geht, keine Panik, Katheter verwerfen und nach ein paar Atemübungen und etwas Bewegung nach 15 Minuten einfach nochmals probieren. Man lernt das und wenn man es einmal kann, ist es ein Stück zurückgewonnene Freiheit. Anfangs hat sich der Hollister VaPro bei mir bewährt, da er sehr leicht zum Einführen ist. Es lohnt auch, verschiedene Fabrikate zu probieren und das für einen Passende zu finden.
Alles Gute
Johannes